Erlebnisberichte

BERICHT: Interview mit Daniel C. Hänni

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28. August 2023

Nachhaltigkeit in Uganda

Seit über 10 Jahren gehört die Uganda-Reise in das cotravel Nachhaltigkeitsportfolio. In einer Kleingruppe erkunden die Teilnehmenden zusammen mit Daniel C. Hänni, Gründer des Jane Goodall Institut Schweiz, das Land. Nebst dem Erleben der Tier- und Pflanzenwelt, erhalten die Gäste einen tiefen Einblick in den Tierschutz, in die Arbeit von Forschern, in aktuelle Projekte, in kulturelle Gegebenheiten und strukturelle Schwierigkeiten. Wir können damit besser verstehen, wie der Tourismus einen positiven Einfluss hat und nebst Förderung von Arbeitsplätzen auch den Tierschutz stark unterstützt. Mit Daniel C. Hänni im Interview beleuchten wir die Situation seiner Tourcompany während und nach der Pandemie.

 

Herr Hänni, wie geht es Ihnen, dem Unternehmen Lambula Wild Adventures und den Leistungsträgern in Uganda? 

Es geht wieder aufwärts, aber die Pandemie traf Uganda und die Leistungsträger, wozu ich auch meine Tourcompany zähle, sehr hart. Während 18 Monaten stand das Land still, wir haben alle Touren abgesagt und zurückbezahlt. Der Flughafen war ebenfalls, während 18 Monaten geschlossen, wurde aber zum Glück während dieser Zeit saniert. Niemand erhielt finanzielle Unterstützung, es sei denn man ist mit dem Präsidenten verwandt. Vielen Einwohnern wurde geraten den Job im Tourismus zu verlassen und sich in einer anderen Branche einen Job zu suchen. Ich bin sehr froh, dass nun wieder Reisen nach Uganda stattfinden können.

 

Wie wirkte sich die Coronapandemie auf Uganda und auf das Thema Nachhaltigkeit aus Konnten Sie/ Lambula Wild Adventures etwas dazu beitragen, die Situation in Uganda zu lindern? Erreichten Sie in der Pandemiezeit auch Geschichten, die Ihnen Hoffnung gaben? 

Dank dem Covid Kredit konnte ich meinen Mitarbeitenden der Lambula Wild Adventures die Löhne fortzahlen. Die Covid Härtefall Regelung war in der Schweiz von Kanton zu Kanton unterschiedlich gelöst, so dass ich leider mit meiner Tourcompany nicht davon profitieren konnte. Während dieser Zeit musste ich leider sehr viele Schulden machen, um mein Team behalten zu können.

Es gibt leider keine erfreulichen Geschichten. Als die Pandemie ausbrach, hat die Regierung alle Schulen geschlossen. Während zwei Jahren konnten die Kinder nicht zur Schule. Während dieser Zeit haben sie Arbeiten gelernt und wollen gar nicht mehr zur Schule. Dies betrifft insbesondere 14-jährige Schüler, die kurz vor Schulabschluss standen. Während der angeordneten Ausgangssperre war es den Einwohnern nicht möglich von A nach B zu reisen und bei Missachtung war polizeiliche Gewalt an der Tagesordnung. Nur Touristen durften von Bezirk zu Bezirk reisen.

Die Ugander sind Überlebenskünstler. Wer keinen Job und kein Einkommen für Nahrung hat, der hat irgendwo einen Garten und kann sich selbst ernähren. Ugander haben nicht die gleiche Existenzangst wie wir Europäer. Die Arbeitsverträge sind auf ein Jahr befristet. Kurz vor Ablauf der Frist wird geschaut, ob der Vertrag um ein Jahr verlängert wird. Für langfristige Projekte ist diese Vertragsart schwierig, da man keine Garantie hat, dass diese Mitarbeiter nach einem Jahr noch angestellt sind.

 

Findet bei den Unterkünften und Leistungsträgern in Uganda ein Umdenken insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit im Betrieb statt?

In Anbetracht auf unsere Rundreise, hat sich in Bezug auf Nachhaltigkeit nicht viel verändert. Die Qualität der ersten Unterkunft ist gesunken, weil noch immer Personalmangel herrscht und nicht alle Zimmer gemacht werden können. Geplante Sanierungen und Unterhaltsarbeiten einiger Lodges konnten auf Grund von Personalmangel nicht stattfinden. So passiert es zum Beispiel auch, dass Bäume über die Solarpanelen wachsen und die Stromzulieferung beeinträchtigt. Zudem ist in Uganda sehr vieles von der Saison abhängig. In der Tiefsaison findet man genügend Zimmer. Meiner Meinung nach kann Uganda das ganze Jahr bereist werden. Die Regenzeit in Uganda ist nicht vergleichbar mit der Reigenzeit in anderen Ländern, wo es teilweise starke Niederschläge gibt.

Es werden immer mehr Strassen asphaltiert, was für die Ugander positiv ist. Auch gewisse Touristen schätzen die asphaltierten Strassen sehr, da sich die Transfers von A nach B nicht mehr so lange ziehen. Ich persönlich finde aber, dass Naturstrassen doch genau zum Afrika Erlebnis gehören. Durch die asphaltierten Strassen – heute sind es bereits 70% – gibt es viel weniger Fauna und Flora entlang der Reiseroute zu beobachten.

 

Hat die Zeit der Pandemie zu strategischen Veränderungen bei Lambula Wild Adventures sowie ihren Leistungsträgern und Partnern geführt? Gab es viele Veränderungen und/oder Neuorientierungen bei Ihren Leistungsträgern?

Strategische Veränderungen als solches fanden keine statt. Meine Tourcompany Lambula Wild Adventures stellt für cotravel die Rundreise mit allen Unterkünften, Transfers und Ausflügen zusammen. Die Tamedia inseriert die Rundreise im Tagesanzeiger und in der SonntagsZeitung und die Buchungen werden dann über cotravel abgewickelt. Als Fachreferent, Anthropologe und Gründer des Jane Goodall Instituts Schweiz, begleite ich jede Rundreise nach Uganda. Das war schon vor der Pandemie so.

Mir sind die Informationsanlässe von cotravel sehr wichtig, da ich dadurch viele Gäste bereits im Voraus auf das Land optimal vorbereiten kann. Uganda bietet nicht die gleiche touristische Qualität wie andere Destinationen mit 30 Jahre mehr Tourismuserfahrung. Mir ist es ein Anliegen, dass die Gäste verstehen, warum sie nicht rund um die Uhr Zugriff auf WiFi haben, warum das Warmwasser zum Dusch knapp ist, warum die Solarpanels nicht immer den gewünschten Strom liefern, warum man den Generator braucht um ein kühles Bier zu servieren, warum die Unterkünfte in Uganda teuer sind, aber vielleicht nicht den gleichen Service bieten wie zum Beispiel in Südafrika und so weiter.

 

Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit den Unterkünften, Leistungsträger in den Destinationen aus? Ist durch die Pandemie einen noch stärkeren Austausch entstanden?

Es besteht wieder ein stärkerer Austausch, weil wir für unsere Gäste wieder Rundreisen nach Uganda organisieren dürfen. Der Austausch zu meinen Mitarbeitern blieb auch während der Pandemie immer sehr eng. Ich bin sehr stark mit Uganda verwurzelt und dadurch im ständigen Austausch mit diesem wunderbaren Land. In meiner Vergangenheit habe ich auch für viele Lodges gearbeitet und ihnen auch Verbesserungsvorschläge gemacht. Die Lodges haben oft sehr positiv auf meine Vorschläge reagiert und vieles umgesetzt.

Zukünftig möchte ich die Lodges gerne noch früher buchen und auch die Permits für die Gorilla und Schimpansen Trekkings früher einkaufen. Denn nur wenn die Permits bezahlt sind, sind sie auch garantiert. Unsere Rundreise wird mit mindestens 6, maximum 11 Teilnehmer angeboten. Das Angebot an kleinen, authentischen Lodges ist begrenzt und wenn ich diese nicht früh genug buche, bekomme ich nicht alle Zimmer für meine Gäste. Dies zwingt mich manchmal Zimmer auf die Warteliste zusetzten oder mehrere Unterkünfte gleichzeitig anzufragen.

Die Organisation der Rundreisen bringt ein paar Risiken mit sich, welche ich aber überschaubar finde. Diese Kosten können auch im Rundreisepreis abgedeckt werden. Einige Gäste haben sich während Rundreise über das Preis/Leistungsverhältnis beschwert. Die Erwartungen an die Unterkünfte versuche ich bereits an den Informationsanlässen zu reduzieren, indem wir den Gästen die Tourismusentwicklung in Uganda erkläre. Leider sind nicht immer alle Rundreiseteilnehmer an diesen Informationsanlässen anwesend.

 

Spüren Sie eine Veränderung in der Nachfrage? Hat sich etwas verändert, seit Kundinnen und Kunden wieder nach Uganda reisen können? Wie sehen zukünftig Reisen nach Uganda aus?

Obwohl das Durchschnittsalter der Kunden früher höher war, waren sie weniger anspruchsvoll. Die heutigen Gäste erwarten, dass die Lodges über ein schnelles und effizientes WiFi verfügen damit sie Ihre Fotos versenden können und ihre Zeitung lesen können. Das Ziel der Reise: die Entschleunigung hat sich verändert.

Wir passen das Routing und die Unterkünfte laufend den Bedürfnissen und Gegebenheiten vor Ort an. Aktuell verweilen wir jeweils zwei Nächte in der gleichen Ortschaft, das ist der Vorteil der asphaltierten Strassen. Uganda ist sehr bedacht, dass anzubieten was sich der Kunde auch leisten kann. Ruanda hingegen zielt auf einen Highend Tourismus ab, diese Strategie verfolgt Uganda zum Glück nicht. Als Beispiel; in Ruanda bezahlt man bereits über USD 1000.00 für ein Permit, in Uganda kostet das Permit um die USD 700.00. Dennoch gibt es auch in Uganda jährlich Preisanpassungen, aktuell liegt der Preisanstieg bei 10-15%. Die Preise für die Permits sollten sich bis 2024 nicht verändern.

 

Welche nachhaltigen Projekte treiben Sie aktuell voran? Worin sehen Sie aktuell am meisten Handlungsbedarf?

Ich werde immer wieder von Leuten zur Zusammenarbeit angefragt, das freut mich natürlich sehr. Das Ziel von Projekten soll jedoch sein, dass diese durch die lokale Bevölkerung getragen und umgesetzt werden, da nützen uns leider die vielen Anfragen von Freiwilligenarbeitenden nichts. Ich wollte nicht nur Forscher sein, so habe ich gemeinsam mit Partnern vor Ort einige Education Centers in den Nationalparks aufgebaut. Wir sind heute sogar schon so weit, dass die Lehrer zu den Schulen fahren für den Unterreicht. Dadurch brauchen wir weniger Fachkräfte, welche aktuell besonders schwierig sind zu finden.

Für das Jane Goodall Institut Schweiz, welches ich 2008 (?)gegründet habe, prüfe ich auch laufend neue Projekte in den Bereichen Forschung, Bildung und Umweltschutz in Uganda. Im November 2023 werde ich zwei neue Projekte anschauen. Diese Projekte stelle ich auch immer auf meinen begleiteten Reisen vor und diese finden grossen Anklang bei den Gästen.

Mir ist es wichtig, dass die Gäste wissen was Naturschutz in Uganda bedeutet und wie dieser von und zusammen mit den Einheimischen betrieben wird. Die Gäste sollen wissen, warum die Trekkings zu den Gorillas und Schimpansen so wichtig sind. Die Tiere empfinden kein Stresslevel wenn Gäste sie im Dschungel aufsuchen. Dank den Tourismuseinnahmen konnten Schutzprojekte aufgebaut werden und die Population von 400 in den 70er Jahren auf über 1000 Berggorilla erhöhen. Darum ist es wichtig, dass wir auch weiterhin die Gorillas und Schimpansen schützen und die Gäste sie besuchen sollen. Auch das Verständnis für die lokale Bevölkerung und ihr Lebensstil möchte ich durch die Reisen und die Vorträge fördern. Und natürlich kommen mir und der Jane Goodall Stiftung diese Sensibilisierung durch Kundenspenden zugute.

 

Mit welchen Herausforderungen ist der Tourismus in Uganda besonders konfrontiert?

Aktuell sehe ich die grösste Herausforderung in der Aus- und Weiterbildung der Einheimischen. Könnte man die afrikanische Hierarchie durchbrechen, gäbe es weniger Korruption und die Mitarbeiter würden mehr Vertrauen gewinnen. Als Schweizer ist es manchmal schwierig das ugandische System zu verstehen. Ich bin aber nicht der Meinung, dass wir ihnen unser System aufdrücken müssen. Die Verbesserungen müssten von den Einheimischen, von ihrer Kultur auskommen. Solche Veränderungen sind schwierig. Ich kenne viele, qualifizierte Manager in Uganda. Die könnten auch gut in einer 5* Unterkunft in der Schweiz arbeiten. Sind diese Manager aber nicht vor Ort in der Unterkunft, läuft ohne sie nichts. Für uns Schweizer ist das unverständlich, aber für die lokale Bevölkerung ganz in Ordnung.

 

Was können wir (DER Touristik Suisse AG / cotravel) tun, um die positiven Auswirkungen zu stärken und die negativen Auswirkungen zu minimieren?

In Uganda gibt es viele grossartige Projekte wie zum Beispiel das Bulindi Chimpanzee & Community Project oder das Kasiisi Project, wo Ranger regelmässig Dörfer und Schulklassen besuchen um Kinder und Erwachsene über die Bedeutung der Schimpansen im nahen Wald und die Folgen des Fallenstellens sensibilisieren. Neu gibt es zwei mobile Tierärzte, die sich um Haustiere kümmern, die in der Nähe das Waldes leben. Durch die tierärztliche Behandlung wird vermieden, dass keine Krankheiten an Wildtiere übertragen werden. Oder mittels Kleinkredite können sich Frauen selbstständig machen.

Die Schulbildung für die Kinder und die Ausbildung von Fachkräften ist wesentlich. In Schulen und in die Förderung der Lehrpersonen sollte noch mehr investiert werden. Dies kann auf einfachem Weg durch Sensibilisierung der Gäste passieren oder durch aktive Unterstützung von lokalen Projekten. Eine Reise lebt von den Leuten.

 

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