06. April 2017 von Daniel C. Hänni und Janine Steinegger und Janine Steinegger
SZENEN EINER GORILLA-FAMILIE
In den letzten Tagen habe ich bemerkt, wie unser aller Vorfreude – trotz bereits vielen erlebten, unglaublichen Tierbegegnungen – immer weiter steigt. So aber auch die Spannung, denn das „once in a lifetime“ Abenteuer, die Wanderung zu den Berggorillas, steht an.
Nervenkitzel deshalb, weil das Heiligtum der Berggorillas der spektakuläre Bwindi Impenetrable National Park ist. Der ursprüngliche Regenwald birgt mit seinen 400 Pflanzenarten ein scheinbar undurchdringliches Gelände und liegt auf einer Höhe von 1’190 bis 2’607m. Werden wir genug fit sein, um das Trecking zu schaffen? Wie lange müssen wir uns durch den Regenwald kämpfen, bis wir (hoffentlich) die Gorilla-Familie zu Gesicht bekommen? Welche Tiere werden unterwegs unsere Wege kreuzen? Wird das Wetter uns gnädig sein? Diese und andere Fragen schwirren in unseren Köpfen und so verbringt der eine oder andere unter uns eine kurze oder eben lange Nacht.
Am nächsten Morgen starten wir dann um 09:00 Uhr gespannt und voller Adrenalin unser Abenteuer. Nach einem ausführlichen Briefing in der Zentrale des Parks wird unsere Gruppe in zwei kleinere aufgeteilt, da maximal 8 Personen pro Gorilla-Familie zugelassen sind. Zuerst fahren wir noch bequem mit unserem Jeep zum Startpunkt unserer Wanderung. Mit dabei sind unsere Träger, welche sich – auch wenn man sich fit fühlt und der eigene Rucksack nicht schwer beladen ist – als überaus wertvolle Hilfe herausstellten.
DER WEG INS DICKICHT
Dann geht es also los. Zu Fuss brechen wir auf, um unser Glück erneut herauszufordern. Es geht stets bergauf, wir befinden uns aber noch nicht im Regenwald und so ist der Weg breit und gut ausgebaut. Wir durchqueren ein kleines Dorf, spazieren vorbei an der Dorfkirche, kreuzen Ziegen und Kinder. Nach ca. zwei Stunden langsamen Gehens haben wir den höchsten Punkt erreicht und wir geniessen das wunderbare, hügelige Panorama.
Nach einer Verschnaufpause treten wir in den spektakulären Bwindi Impenetrable Regenwald ein. Nun geht es bergab und unsere Ranger und Begleiter machen uns den Weg frei. Die Träger haben alle Hände voll zu tun – sie stützen, ziehen, stossen uns und sind immer hilfsbereit zur Stelle. Nach ca. 20 Minuten ist es dann schon so weit: Der Silberrücken der Familie Rushegura liegt gelassen auf seinem Bauch, die Hände unter dem Kinn und lässt uns unbeirrt passieren. Was für ein Anblick!
BEHUTSAMES BEOBACHTEN
Etwas weiter hinten sehen wir dann auch weitere Familienmitglieder. Ein paar tummeln sich in den Bäumen und verspeisen genüsslich Blätter, andere sitzen auf der Erde und machen ein Nickerchen. Wir beobachten, wie zwei 8 Monate alte Gorilla-Babys auf ihren Müttern herumturnen, wie sie ihre Umgebung entdecken und die besorgten Mütter sie immer wieder zu sich nehmen, wenn sie sich mal zu weit entfernen.
Das Beobachten einer Gorilla-Familie ist strikt auf eine Stunde pro Tag limitiert, so dass den grössten lebenden Primaten unserer Erde genügend Privatsphäre zugestanden wird. Nach der Halbzeit gehen wir ein paar Schritte weiter, um die restlichen Familienmitglieder zu erspähen. Wir beobachten, wie zwei jugendliche Gorillas überaus flink den Baumstamm herunterklettern und durch unsere Gruppe hindurch rennen. Einer der Jugendlichen stoppt dabei bei einer unserer Teilnehmerinnen und berührt sie am Bein. Wie aufgeweckt und neugierig die Kleinen doch sind – und was für ein Moment für uns!
Das Highlight wartet dann noch am Schluss, als wir ein 8 Monate junges Baby mit seiner Mutter sehen. Die kleinen Füsse und Finger, die kugelrunden, schwarzen Kulleraugen… Eine unbeschreiblich schöne Szene, welche wir erleben durften. Nach dieser wertvollen Stunde, welche wie im Flug verging, aber wir jede Sekunde mit voller Freude und Erstaunen genossen haben, heisst es Abschied nehmen von unserer Rushegura Familie. Die Begegnung mit den sanften Riesen ist schwer in Worte zu fassen, man muss es selber erleben um die Anmut und Gemächlichkeit dieser Primaten zu verstehen. Einem Gorilla in seinem natürlichen Lebensumfeld tief in die Augen zu schauen ist aber auf jeden Fall eine “once in a lifetime” Erfahrung und schon alleine eine Reise nach Uganda wert!
ERLEBTES WIRD ZUR ERINNERUNG
Geschafft von den Strapazen der Wanderung und der eindrücklichen Begegnung unseres Gorilla-Treckings, entspannen wir am Nachmittag in unserer wunderbaren Lodge. Die letzten Tage unserer Rundreise führen uns noch ins südwestliche Uganda, auch bekannt als “Little Switzerland”. Die atemberaubende Aussicht vom Lake Bunyonyi mit seinen 29 Inseln auf 1950 Meter im Hochland an der Grenze zum Kongo erinnert uns definitiv an die Schönheit unserer Heimat.
Als krönenden Abschluss verbringen wir die letzte Nacht unseres Abenteuers in der wunderbaren Mihingo Lodge im Lake Mburo National Park. Nur in diesem Schutzgebiet sowie im Kidepo National Park ganz im Norden des Landes begegnet man den freundlichen Zebras. Des Weiteren leben hier Elandantilopen, die grösste Art ihrer Spezies. Ein letzter Game Drive am späten Nachmittag, ein wunderbares Dinner und die Privatsphäre und naturverbundene Lage der einzelnen Cottages runden diese unvergleichliche Reise ab.
Ich bin sehr dankbar, dass ich mir ein eigenes Bild von Uganda machen konnte. Keine Sekunde habe ich mich in dieser wunderbaren Natur unsicher gefühlt, die schrecklichen Zeiten Idi Amins sind zum Glück schon lange passé und so ist das Land am Äquator bereit, seine Schätze mit offenen, toleranten und umsichtigen Menschen aus aller Welt zu teilen. Natürlich hat das Land mit vielen Problemen zu kämpfen und Herausforderungen zu meistern. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, welches andere afrikanische Land eine so abwechslungsreiche und vielfältige Flora und Fauna bieten könnte. Uganda gehört für mich definitiv zu den Perlen Afrikas!
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