Erlebnisberichte

BERICHT: Neuste Eindrücke aus Nordkorea

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cotravel Blog BERICHT_Neuste Eindrücke aus Nordkorea_Walter Eggenberger

08. Juni 2015 von Walter Eggenberger

DAS TOURISTISCHE TAUWETTER HÄLT AN

Vor kurzem zurückgekommen aus dem nach wie vor wohl unbekanntesten Land der Welt, hier ein paar frische Eindrücke:

Die Öffnung des Landes spielt sich wie seit Jahren im gleichen Rhythmus ab: zwei Schrittchen vor – ein Schrittchen zurück! Wie im Tanzkurs. Diesmal machten wir mit dem Schrittchen zurück gleich bei der Ankunft auf dem Flughafen Pyongyang Bekanntschaft. Relativ strenge Gepäckkontrolle – vor allem auf die eingeführte Literatur hatten sie es abgesehen. Reiseführer und Bücher über Nordkorea waren in den letzten Jahren kaum mehr angesehen worden; Landkarten überhaupt nicht, selbst wenn sie in Südkorea gedruckt worden waren.

Ganz anders diesmal: Etliche Bücher wurden konfisziert – ohne gehässige Bemerkungen, ohne Lamento – einfach eingezogen. Neue geografische Karten ebenfalls. Was der Sinn dahinter war, liess sich nicht erfragen. Man könne das gedruckte Material bei der Ausreise wieder zurück haben, wurde uns mitgeteilt. Allein, meine Ausreise lief nicht mehr via Flughafen… Fazit: so wenig Literatur mitnehmen wie möglich! Trick (bei einem Mitreisenden abgeschaut): E-books waren kein Problem. Alle verbotenen Publikationen sind auch als E-book erhältlich und diese Geräte wurden nicht kontrolliert!

Und da sind wir schon bei einem Schrittchen nach vorn: Praktisch alles was neue, technische Entwicklungen sind, vom digitalen Fotoapparat über GPS bis hin zu Notebooks, sind in Nordkorea angekommen. Viele Studenten verwenden diese technischen Mittel, also können sie es den Touristen kaum mehr verbieten. Natürlich fehlt immer noch der Zugang zum internationalen Netz, aber Intranet (Netz innerhalb Nordkorea) wird schon recht rege benützt.

Noch grösser aber ist die Tendenz zur Lockerheit im täglichen Umgang. Noch nie hatte ich in diesem Land einen so stimmungsvollen, ja fröhlichen 1. Mai miterlebt. Tausende von Familien hatten von den vielen Pärken in Pyongyang und von der kilometerlangen Flusspromenade Besitz ergriffen und grillierten und picknickten, dass es eine Freude war, da durch zu schlendern. Und gegen Abend wurde spontan getanzt und gesungen. Die Nordkoreaner gelten als „Italiener des Ostens“ – am 1. Mai stellten sie es unter Beweis. Da hätte es nicht einmal eine Einladung in einen der stets überfüllten Vergnügungsparks gebraucht.

Das Klima für Besucher in Nordkorea ist in den letzten Jahren eindeutig angenehmer geworden. Noch immer gleicht das Land einer religiösen Sekte mit seinem Personenkult und der Fixiertet auf die „bösen“ Nachbarn. Aber der Zugang zu den angenehmeren kulturellen und landschaftlichen Schönheiten des Landes ist bemerkenswert leichter geworden. Und nach wie vor darf Nordkorea für sich in Anspruch nehmen, eines der sichersten Länder für Touristen zu sein.

 

MEHR SEHEN, ANDERS ERLEBEN – NORDKOREA

Vortrag von Walter Eggenberger.
Fotoalbum Nordkorea.