Erlebnisberichte

BERICHT: Azoren im Juni 2022

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Ein ganzer Schwarm Gewöhnlicher Delfine schwimmt neben dem Boot her

27. Juni 2022 von Felix Blumer

Trauminseln im Atlantik

Die Azoren

Auch in diesem Juni verbrachten 20 Tages-Anzeiger-, Berner Zeitungs-Leser und Leserinnen der Zürcher Regionalzeitungen zehn einmalige Tage auf den Azoren. Zu den Höhepunkten gehörten die Wanderungen in den verschiedenen Vulkan-Landschaften, die Wal- und Delfinbeobachtungen und auch das ausgezeichnete Essen.

 

Vom 2. bis 11. Juni besuchte eine Cotravel-Reisegruppe die drei Azoreninseln Pico, Faial und Sao Miguel. Am Donnerstag, 2. Juni ging es schon am frühen Morgen in Zürich-Kloten los mit dem Flug nach Lissabon. Bis zum Weiterflug am Nachmittag auf die Azoreninsel Pico blieb genug Zeit für eine geführte Stadtrundfahrt in der portugiesischen Hauptstadt. Diese führte uns zuerst an das Ufer des Flusses Tejo, wo wir den historischen Torre de Belém aus dem frühen 16. Jahrhundert besuchten sowie das Seefahrer-Denkmal, das Heinrich dem Seefahrer gewidmet ist. Am Mittag gab es noch ein wenig Zeit zur eigenen Verfügung. Einzelne Teilnehmer besuchten die Standseilbahn Gloria – Restauradores, andere waren mit der Tramlinie 28 unterwegs oder besuchten den grossen Platz am Tejo (Parça do Comércio). Am Nachmittag ging es weiter auf die Vulkaninsel Pico. In leicht erhöhter Lage, mit einer wunderbaren Aussicht auf die Nachbarinsel Faial, genossen wir das Begrüssungsdiner.

 

Die grosse Delfin-Show

Am zweiten Tag erkundeten wir zunächst die Insel Pico mit dem Bus. An der schroffen Nordküste erklärte uns die lokale Reiseleiterin Anja viel zu den Vulkanen der Azoren. Am Mittag erreichten wir den kleinen Hafenort Lajes. Im Walmuseum wurden uns nochmals die alten Walfangzeiten vor Augen geführt, und auch der Wandel vom Walfang zur Walbeobachtung wurde aufgezeigt. Nach dem Mittagessen stachen wir mit Zodiacs, kleinen hochmotorisierten Schlauchbooten in See. Leider verweigerten sich uns die Wale, dafür konnten wir zahlreiche Delfingruppen beobachten. Vor allem eine grössere Gruppe „gewöhnlicher Delfine“ bot ein grandioses Spektakel.

 

Vom Weinberg in die Höhle

Am Tag 3 unserer Reise widmeten wir uns dem UNESCO-Kultur-Welterbe, den historischen Weinbergen auf Pico. Speziell sind die kleinen Parzellen, die alle von lose geschichteten Lavamauern umgeben sind. Diese dienen als perfekter Windschutz. Allerdings scheint die Arbeit extrem aufwändig zu sein, ist doch eine effiziente Bewirtschaftung der Parzellen kaum vorstellbar. Nach einer rund 2 ½-stündigen Wanderung gab es ein feines Mittagsmenu in einem direkt am Meer gelegenen Restaurant. Am Nachmittag war der Besuch einer Höhle angesagt. In zwei Gruppen konnte ein Teil des unterirdischen Höhlensystems des Vulkans Pico besichtigt werden.

 

Pfingstsonntag in Horta

Am vierten Tag ging es schon um 8 Uhr mit der Fähre los. Die Fahrt von der Insel Pico zur Insel Faial dauerte nur rund 20 Minuten. Am Vormittag stand eine Stadtführung durch unsere lokale Reiseleiterin Anja auf dem Programm. Dabei konnten wir nicht nur die zahlreichen Kirchen besichtigen, sondern konnten oft auch einen Blick auf die Pfingstfeierlichkeiten werfen. Dabei wurden spezielle Brote an die Gläubigen abgegeben, die bei uns wohl am ehesten mit einem Panettone verglichen werden können. Horta besticht aber auch durch seine zahlreichen historischen Bauten. Die Stadtführung endete im berühmten Peter Café Sport mit einem Gin, dort wo sich Weltumsegler und andere Segelgrössen treffen. A propos Segelgrössen: Zum Nachtessen gingen wir zu Fuss zu Genuino. Genuino hat mit seinem Segelboot zweimal die Welt umrundet und erzählte bereitwillig von seinen Abenteuern und seinem Boot „Hemingway“. Heute führt er erfolgreich ein Speiselokal. Damit war der Seefahrertag aber noch nicht abgeschlossen. Am Abend trafen wir im Peter Café Sport zwei Schweizer, die eine Kollision mit einem Wal hatten und dabei Leck schlugen.

 

Vulkan in zartem Alter

Der fünfte Reisetag stand unter dem Motto Vulkane. Mit dem Car ging es zuerst von Horta auf die höchste Erhebung der Insel Faial, den 1043 Meter hohen Gabeço Gordo. Im dichten Nebel und bei Sturm war von der grossen Caldera aber nicht allzu viel zu sehen. Danach machten wir im Westen der Insel eine grössere Wanderung vorbei an zahlreichen Kratern und Vulkanschloten. Nach dem Mittagessen war der Vulkan Capelinhos unser Ziel. Der Vulkan entstand erst in den Jahren 1957 und 58, ist also ein Altersgenosse der meisten Mitreisenden. Allerdings kann der kleine, einst 3 Quadratkilometer grosse Vulkan heute nicht mehr bestiegen werden, da er schon stark verwittert und erodiert ist. In ein paar Jahren könnte der Vulkan wieder verschwunden sein. Faszinierend war aber nicht nur der Vulkan, sondern auch das unterirdische Museum direkt neben dem Vulkan. Wissenschaftlich und auch visuell wird die Geschichte des Vulkans, aber auch des Vulkanismus und die Tektonik der Azoren perfekt dargestellt.

 

Zum Schluss auf die Hauptinsel

Tag 6 begann mit dem Flug von Faial zur Hauptinsel Sao Miguel. Nach einer kurzen Zwischenlandung auf der Insel Texeira erreichten wir kurz nach Mittag Ponta Delgada, die grösste Stadt auf den Azoren. Nach dem Mittagessen statteten wird dem meteorologischen Institut einen Besuch ab. Höhepunkt des Tages war aber sicher das Nachtessen mit einem Thunfisch der Extraklasse.

 

Delfine stehlen Pottwalen die Schau

Am siebten Tag stachen wir schon am Morgen ein zweites Mal in See. Auch vor Ponta Delgada gibt es grosse Wal- und Delfinkolonien. Wie auf Pico hielten sich auch an diesem Morgen die Wale vornehm zurück. Immerhin bliesen zwei Pottwaldamen mit ihren Jungen etwas Wasser in die Höhe, von den Tieren selber war aber nicht allzu viel zu sehen. Dies obwohl momentan die perfekte Beobachtungszeit wäre. Ganz anders war es mit den Delfinen, die in grösseren Gruppen am Schiff vorbeizogen. Die grösste Herausforderung war dabei, die Delfine auch auf vernünftige Fotos zu bannen. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung, wobei ein Grossteil der Gruppe die botanischen Gärten besuchte.

 

Eintopf auf Niedergar-Temperatur

Tag 8 brachte uns mit dem Car von Ponta Delgada in den Osten der Insel. Furnas hiess das Tagesziel. Den Tag starteten wir mit einem Rundgang um den lokalen See. Am einen Ende des Sees gibt es heisse Quellen. Dort wird in Erdlöchern der sogenannten Cozido, ein portugiesischer Eintopf, auf Niedergar-Temperatur für das Mittagessen gewärmt. Vor dem Mittagessen gab es aber noch einen ganz anderen Höhepunkt: Das warme Bad in der schwefelhaltigen Quelle. Die gelbe „Brühe“ sah zwar nicht sehr einladend aus, dafür war das Bad im rund 35-grädigen Wasser umso angenehmer. Nach dem Mittagessen im alten Casino ging es zu einem weiteren Schwefelfeld weiter, mit zahlreichen heissen Quellen. Danach fuhren wir zu einer der wenigen Teeplantagen in Europa auf der Nordseite der Insel. Selbstverständlich degustierten wir die zahlreichen Teesorten und kauften den Tee auch als Mitbringsel für die Schweiz. Die letzte Etappe führte uns noch zum Lagoa do Fogo, einem weiteren Calderasee. Wir konnten ihn in den schönsten Farben sehen. Dies mit grossem Glück, denn schon am Ende unseres Halts zog dichter Nebel auf.

 

Sete Cidades – etwas Fake!

Am neunten Tag stand die letzte Ausfahrt auf dem Programm. Im Gegensatz zum Vortag ging es diesmal in den Westen der Insel. Sete Cidades hiess das Ziel. Es handelte sich dabei um eine riesige Caldera mit zwei unterschiedlich farbigen Seen, einem grünen und einem blauen. Bei den sieben Orten haben die Portugiesen aber auch übertrieben. 7 Orte gibt es nur der Sage nach. Trotzdem bildete die Wanderung auf dem Kraterrand einen optischen Höhepunkt der Reise. Nach einem ausgiebigen Mittagessen stand am Nachmittag noch der Besuch einer Ananaskultur auf dem Programm.

 

Rückflug in die Schweiz

Am zehnten Tag ging es schon sehr früh los. Das Flugzeug verliess um 06.30 Uhr die Azoren. Nach einem längeren Aufenthalt in Lissabon ging es am Nachmittag zurück in die Schweiz. Der Flug den Alpen entlang, bei nahezu wolkenlosem Himmel, hatte seinen speziellen Reiz und tröstete über den Abschiedsschmerz hinweg. Fakt bleibt: Die Azoren sind definitiv eine Reise wert. In meinem persönlichen Fall war es schon der sechste Besuch auf den Inseln im Atlantik.

 

Das Azorenhoch

Die Hauptreisezeit auf den Azoren ist zwischen Juni und September. In dieser Zeit ist es oft sonnig, warm und meist trocken. Einzelne Schauer sind aber auch in diesen Sommermonaten durchaus möglich. Danach verschiebt sich das sogenannte Azorenhoch wieder nach Süden. In diesem Jahr lag das Hoch allerdings Anfang Juni noch weiter südlich, so dass die Azoren während der Reise über mehrere Tage in einer Sandwichposition zwischen dem Hoch im Süden und einem Tief im Norden lagen. Dies ist im Juni sehr aussergewöhnlich. Da auch schon die vorhergehenden Monate nasser als üblich waren, präsentierte sich auch die Vegetation im Juni 2022 nicht in der Blütenpracht früherer Jahre.