Erlebnisberichte

BERICHT: Keltische Spuren – Irland

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cotravel BERICHT Keltische Spuren_Irland mit Erwin Koller

26. Mai 2016 von Jolanda Huber

ZWISCHEN KELTISCHEN KREUZEN UND PUBLIC HOUSES

Von Chartres aus starten wir unseren letzten Abschnitt auf dem Kontinent – denn danach geht’s mit der Oscar Wilde Ferry durch den Ärmelkanal um Cornwall herum bis nach Dublin und Irland!

In der Früh startet unsere 250 km-Fahrt nach Caen. In der Kirche St. Etienne merken wir sofort den Unterschied zu den bisher besichtigten Gotteshäusern. Die romanische Kirche ist zwar auch mächtig, erhebt sich aber nicht in die Höhe und Tiefe, sondern in die Breite und lässt uns in den schützenden Mauern wohl fühlen. Knapp vor der Mittagszeit überrascht uns noch der Organist mit seinen kraftvollen Klängen. Nach dem Essen lassen wir uns durch die Küstenregion der Normandie bis nach Cherbourg fahren. Hier müssen wir uns leider von unserer Guide Elke und unserem Fahrer Xavier verabschieden, sie bleiben auf französischem Boden während wir nach Rosslare überfahren.

Wir betreten die Oscar Wilde Ferry – ab diesem Moment gilt es, die Uhren um eine Stunde zurück zu drehen, denn obwohl wir uns noch in Frankreich befinden, gelten hier schon irische Regeln. Sobald die Zimmer inspiziert sind, fangen die Motoren auch schon an zu laufen. Schnell sind wir auch mitten im Nebelmeer auf offener See. An Deck ist es kalt und nass, jedoch ein geheimes Apéro lassen wir uns nicht entgehen. Hermine und Magnus laden uns in ihre 5* Suite ein – bei genügend Platz stossen wir so mit einer Magnum vom besuchten Mumm Champagner-Gut auf unser bervorstehendes neue Erlebnis an – Sláinte!

VIELVERSPRECHENDES IRLAND

Die Uhren ticken schon richtig, die Handys jedoch klingeln am Morgen noch nach mitteleuropäischer Zeit… Eine Stunde zu früh sind wir dann auch schon auf. Jedoch auf See hat dies auch seinen Charme und als erstes an Deck zu gehen um den Wellen zuzuschauen ist es definitiv wert! Der Nebel hat sich noch gar nicht aufgelöst und schon meldet der Kapitän seine Präsenz um Punkt 6:00 Uhr – wie eine Kirchenglocke auf hoher See. Nach dem Frühstück erzählt uns Erwin Koller in einer ruhigen Ecke der Fähre über von einfallenden Normannen und wandernden Mönchen.

Gespannt schauen wir zu, wie sich das grosse Schiff im einfachen Hafen von Rosslare einparkiert. Wir freuen uns zu sehen, dass auch die grüne Insel uns mit strahlender Sonne erwartet. Unser Busfahrer und der Reiseleiter Fernando – ein Schweizer, der seit ca. 20 Jahren in Irland lebt – begrüssen uns kurz nach Ankunft im Schiffsbauch mit einem riesigen Bus. Darin können wir uns breit machen, mehrere Plätze beschlagnahmen und schon geht es los – und wir schlucken einmal leer, wenn der links rum in den ersten Kreisel gefahren wird…ach ja, da müssen wir verdreht denken.

DUBLINER HIGHLIGHTS

Nach einem kurzen Boxenstopp in Avoca geht es weiter nach Glendalough. Der Turm der alten Klosteranlage erhebt sich in den strahlenden Himmel. Eine wunderbare Besichtigung inklusive spannendem Film erleben wir hier. Je näher wir danach in Richtung Dublin fahren, desto tiefer kommen wir in den Feierabendverkehr. Auf der nördlichen Flussseite im Hotel angekommen, geht es gleich weiter zum Abendessen. Eine Überraschung wartet im Pub auf uns! Mit Live-Musik und Darbietungen werden wir empfangen und schon sind wir mitten drin, im irischen Leben. Mit einem obligaten Guinness stossen wir auf diesen ersten Abend in Irland an! Sobald es zu laut wird für unser etwas noch ungewohntes Ohr, machen wir uns auf den Weg ins wohlverdiente Bett – good night!

Als erstes steht heute das Trinity College mit der Besichtigung der Bibliothek, spezieller des Book of Kells auf dem Programm. Auf diesen Moment haben viele lange gewartet – einmal im Leben das uralte Buch zu sehen. Zwei von den vier Teilen waren ausgestellt und konnten durch eine Vitrine bewundert werden. Die Geschichte des Werkes konnte förmlich gespürt werden – wie alt ist es? Was steht alles geschrieben? Und vor allem: Hat jemand den Überblick, wie viele Schriften es umfasst? Eindrücklich was für ein Wissen hier festgehalten ist. Nach einem deftigen Mittagessen brauchen wir auf jeden Fall ein Verriisserli. Da sind wir bei einer Whisky Distillery genau richtig. Wir dürfen nicht nur die Produktion besichtigen und die Geschichte der Firma kennen lernen, sondern das gebrannte Gold auch noch degustieren – und wissen danach, dass es einem so richtig gut schmecken kann. Einen Besuch in der St. Patricks Kathedrale lassen wir am Ende des Tages auf keinen Fall aus.

SCHAFE UND DRUIDEN

Mit zwei neuen Guides machen wir uns in Richtung Norden auf. In Bru na Boinne wechseln wir auf einen lokalen Shuttlebus, der uns zu den Ganggräbern von Knowth führt. Wir erfahren, welche Bedeutung die „Graffitis“ auf den Steinen haben. Sinnvoll und praktisch gestalteten unsere Vorfahren vor ca. 5000 Jahren die heutigen Kulturstätten – und mit einem Blick aus der Höhe können wir auch schon fast den Besuchern von Newgrange zuwinken. Zwischenzeitlich hält uns noch die Suche nach einer Tasche auf Trapp – im Hauptbus wurden wir erleichtert fündig.

Auf einer Feldstrasse scheint unser grosse Bus fehl am Platz zu sein – jedoch am Ende der Allee ist schon der kleine Hof der Handwerksfrau Alison zu sehen. Der stechende Geruch nach Schaf steigt schnell in die Nase und schon bald manifestiert sich dieser Umstand auf einigen Gesichtern. Wir lassen uns aber auch von der Unordnung nicht entmutigen und grüssen die gastfreundliche Hausfrau. Alison ist eine typisch irische Craft Lady und freut sich, uns in ihre Handarbeitskunst einzuführen. Schafe halten, Scheren und Wolle erzeugen bis hin zur Kreation eigener Kleider – Alison macht alles selber und von Hand.

Bei der ehemaligen Klostersiedlung Monasterboice setzen wir uns auf die Grabränder und zwischen keltischen Kreuzen hören wir gespannt dem Vortrag von Erwin Koller zu. Am Abend in unserem Hotel wartet indes das speziellste Treffen dieser Reise auf uns: Wir bekommen Besuch von einem Druiden. Wie wird er aussehen? Was führt ihn zu seinem Glauben? Wie kann er in der heutigen Zeit praktizieren? Was bedeutet es, im 20. Jahrhundert ein Druide zu sein? All diese Fragen und noch viele mehr werden in der Diskussionsrunde mit ihm beantwortet. Unterschiedliche Meinungen und Gefühle kommen auf und manifestieren sich. Mit gemischten Gefühlen gehen wir heute ins Bett und hoffen, dass Mirakulix uns in den Träumen nicht besuchen kommt.

 

NACHBAR NORDIRLAND

Ausgestattet mit Britischen Pfund machen wir uns auf den Weg nach Nordirland. Mehr als zehn mal übertreten wir die Grenzlinie, ohne dass wir es überhaupt merken. Wir orientieren uns an den Strassenanzeigen und unterscheiden die Gebiete durch die Angaben in Meilen, nicht mehr in Kilometern. In Armagh, bevor wir uns auf den Besuch der beiden St. Patricks Kathedralen einstellen, lassen wir es uns gut gehen bei einem raumhaften Mittagessen in einem mit vielen Auszeichnungen gekrönten Restaurant in einem historischen Gebäude. Nun widmen wir uns Patrick. Sowohl die katholische wie auch die reformierte Kathedrale sind dem irischen Heiligen gewidmet. Wir durchqueren danach weiter Nordirland bis wir die irische Region Donegal erreichen. In Burt lassen wir uns für die nächsten zwei Nächte nieder und geniessen unser Abendessen in….natürlich einer Kirche!

Bald erreichen wir am nächsten Tag das gespaltene Derry. Die auf nordirischem Boden liegende Stadt führt seit Jahrzehnten einen Identitätskampf. Eine hohe Mauer umkreist den Stadtkern, ausserhalb davon sind die Meinungen unterschiedlich. Ein Teil der Stadt steht auf der anglikanischen und somit auf britischer Seite, während der andere Teil der katholischen Konfession angehört und sich entsprechend nach Irland orientiert. Die markante Trennung führte in den 70er Jahren zu blutigen Auseinandersetzungen, wovon die Wunden bis heute noch nicht geheilt sind. Mit Murals, Fahnen und Denkmälern wird an die Taten erinnert und die Angehörigkeit heute noch stolz gezeigt. Beeindruckt gehen wir auf der Mauer um die halbe Stadt herum und lassen diese harte Geschichte auf uns wirken.

Wieder im Hotel angekommen, geht es für die Sportlichen zu Fuss los. Auf dem Berg (wir Schweizer identifizieren ihn eher als Hügel), an dessen Fuss unser Hotel liegt, erwartet uns eine Überraschung. Nach ca. 45 Minuten Marschieren holt uns auch schon unser Bus ein und mit den restlichen Teilnehmern gehen wir noch die letzten Meter bis zum Ziel: Zuoberst liegt das Ringfort Grianan of Aileach, wo wir raufklettern und die tolle Aussicht geniessen.

IRISCHE MEILENSTEINE

Nach einer Achterbahn-anmutenden Fahrt und einem kleinen Umweg treffen wir bei der Bellekk Pottery ein. In der Fabrik kommen wir dieser alten Kunst etwas näher und in Gespräche mit Handwerkern lernen wir ihre Arbeit kennen. Auf dem weiteren Weg Richtung Süden hören wir dank einer Vorlesung von Erwin Koller von den zahlreichen Nobel-Preisträger Irlands. Kurz vor Sligo machen wir einen kurzen Halt am Grab des Schriftstellers W.B. Yeats und lesen die berühmten Worte, die in seinem Grabstein verewigt sind.

Die bisher ferne Westküste kommt uns immer näher, bis wir den Wellenreitern von nahem zusehen können. In Strandhill, der Küstenlandschaft vor Sligo, geniessen wir die frische Meeresluft und anschliessend ein hervorragendes Mittagessen in einem typischen Pub. Das etwas schlechtere Wetter als auch schon lässt einige von uns beim Croagh Patrick’s Mount sich ins gegenüber liegende Pub verkriechen – der Rest wagt die wenigen Schritte auf den heiligen Weg bis zum Gipfel. Im Bus begleitet uns die Melodie des bekannten Lieds „Fields of Athenry“ bis zum Hotel unseres gleichnamigen Tagesziels.

Durch verlassene Landschaften bewegen wir uns in Richtung Cliffs of Moher. Zwischenstopps setzen wir bei einer Burg und einem Dolmen aus der Jungsteinzeit ein. Nach einer längeren Fahrt erreichen wir unser heutiges erstes Ziel. Eindrücklich prallen die Wellen gegen die emporragenden Klippen. Spazierend bewundern wir die atemberaubende Tiefe und geniessen den Moment. Vollgetankt mit diesen Eindrücken setzen wir unsere Fahrt fort. In Clonfert besuchen wir die Kathedrale und Clonmacnoise soll dann unser letzte Stopp sein. Seit der Ankunft in Irland konnten wir mehrere ehemalige Klostersiedlungen besuchen – die schöne Lage von Clonmacnoise ist jedoch einmalig. Am Ufer des Flusses Shannon haben die Grabkreuze eine idyllische Lage gefunden um während mehreren Jahrhunderten ruhen zu können.

 

Mit diesen schönen Bildern vor Augen fahren wir nach Athlone und lassen den letzten Abend in einem lokalen Restaurant ausklingen. Wir denken an die gute Gesellschaft und an alles, was wir in diesen 14 Tagen gelernt haben, zurück. Es war eine wunderschöne und eindrückliche Reise – ein grosses Dankeschön an alle Reisemitglieder für die tolle Gesellschaft in Frankreich & Irland!

 

MEHR SEHEN, ANDERS ERLEBEN

Fotoalben zum Frankreich– und Irland-Teil der Reise.
Reiseblog Teil I zu Frankreich von Reiseleiterin Jolanda.
Nächste Reisen mit Erwin Koller: Camino del Norte und Auf den Spuren der Reformation.