Erlebnisberichte

BERICHT: Sibirisches Wintermärchen 2013

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01. März 2013 von Hans Bolliger

TRANSSIB-ROMANTIK

Damit es auch während den längeren Zugfahrten mit der Transsibirischen Eisenbahn nicht langweilig wurde, haben wir den ausgewanderten Schweizer Hans Bolliger für drei Tage mit an Bord geholt. Der 72-jährige Berner ist in Irkutsk zu Hause. Nach seiner Pensionierung kam er jedes Jahr hierher, um Russisch zu lernen. So traf er die Uni-Dozentin Larissa. Vor vier Jahren haben sie geheiratet und seither lebt Hans in Sibirien.

Die drei Tage Transsib passten ausgezeichnet in das „sibirische Wintermärchen“: Nach Aufenthalten in Petersburg, Moskau, Irkutsk und dem Erlebnis „Baikal“ wurde die Zeit der Ruhe und der Erholung sehr geschätzt. Der sibirische Wettergott meinte es gut mit uns. 69 Stunden in der Transsib fast ohne jegliche Bewölkung, nur strahlender Sonnenschein von früh bis spät. Als erster Höhepunkt der Sonnenaufgang am Südwestende des Baikals: Die orange Scheibe über der unendlichen Eisfläche! Eindrücklich! Danach die stundenlange Fahrt entlang des Ostufers, bis die Bahn Richtung Osten abzweigte und nach ein paar Stunden Ulan Ude erreichte. Zeit für das erste Mittagessen im Speisewagen. Auf beiden Reisen war der Speisewagen nur einen oder zwei Wagen von unseren Coupés entfernt. Zum Glück, denn die kalten Griffe der Wagentüren liessen unsere Hände vor Kälte schmerzen. Die Bedienung war freundlich – und das Essen gut: Suppe, Salat, Hauptgang und eine Süssigkeit – dazu Tee oder Kaffee und Mineralwasser.
Im Speisewagen und in den Coupés zog die unendliche Weite der sibirischen Landschaft an uns vorbei: Endlose Birken- und Mischwälder, sanfte Hügel und weite Ebenen, tiefer Schnee und fast schneefreie Flächen, eine Menge Holzhäuschen und viele meist kerzengerade Rauchsäulen, Zeichen für Leben in den abgelegenen Dörfern.

Bei den Aufenthalten auf den Bahnhöfen reichte die Zeit, sich die Füsse zu vertreten und nochmals Kälte bis gegen minus 35 Grad zu erleben. Im Zug war genug Zeit für intensive Gespräche, lesen, schlafen, schauen, fotografieren und hier und da sogar für ein Schach. Als Gast aus der Schweiz, seit 5 Jahren wohnhaft in Irkutsk, durfte ich den Gästen einige Erlebnisse aus meiner Russland-Zeit weitergeben und ihnen einige Brocken Russisch und Chinesisch beibringen: Spassiba, Isvinite, Ni-Hau und Schieschie!
Ich danke den Gästen für deren Gesprächsbereitschaft, deren Offenheit und deren Bereitschaft, mich einen tiefen Blick in ihr Leben tun zu lassen. Ich habe alle diese Gespräche sehr genossen und kehrte mit tiefen und intensiven Erlebnissen nach Irkutsk zurück. Wäre schön, wenn die geknüpften Kontakte auch in der Schweiz weitergehen könnten:  Da swidanje und nochmals: Balschoi Spassiba!