Erlebnisberichte

UNTERWEGS: Transsib 2013 Teil III

< Zurück zur Übersicht

08. August 2013 von Hans Wernhart

Kasan, 22.7.2013
Der achte Tag unserer Reise, der dritte Tag des Abenteuers Russland. Nach 18-stündiger Bahnfahrt von Warschau nach Moskau und einem leicht verregneten Aufenthalt in Russlands Hauptstadt sind wir endlich Passagiere  im legendären Sonderzug Zarengold. Wir fühlen uns als wahre Reisende auf der Transsibirischen Eisenbahn. Nostalgisch-komfortable Kabinen, ausserordentlich freundliches Personal, hervorragendes Essen, reichlich Wein, Bier, Wodka – die Stimmung könnte  besser nicht sein …
Kasan, die Hauptstadt der autonomen Reptublik Tatarstan ist unser erstes Ziel auf der Fahrt gen Osten auf der Fahrt Richtung Asien.

Kasan und Ekaterinenburg 23.7.2013
Kasan war für alle Reisenden eine riesige Überraschung, historisch bedeutend, gleichzeitig sehr modern. Die Universiade Anfang Juli 2013 hat die Stadt erneuert, hat sie herausgeputzt. Nur die kyrillischen Schriftzeichen sind Hinweis darauf, dass wir uns mitten im Riesenreich Russland befinden.
Ähnliches  gilt für das erst seit wenigen Jahren zugängliche Ekaterinenburg (früher Swerdlovsk) – im Ural, an der imaginären Grenzlinie zwischen Europa und Asien gelegen. Traurige Berühmtheit  erlangte die Stadt durch die Ermordung der Zarenfamilie im Jahre 1918 – die Blutkirche, die an diese Gräueltat erinnert ist heute eine der beliebtesten „Wallfahrtsstätten“ des Landes.

Sonderzug Zarengold, 24.7.2013
In bequemen Zugabteilen geniessen wir die Weite der russischen Landschaft. Endlose Wälder, kleine Dörfer – der Unterschied zu den Millionenstädten könnte grösser nicht sein. In unserem nostalgischen Speisewagen werden wir von einem jungen, sehr engagierten Team mit russischen Spezialitäten verwöhnt – 3 x am Tag, unsere Aufnahmekapazitäten erschöpfen sich langsam … Unsere cotravel-Reisenden wissen die Musse, die freie Zeit, die die Bahnfahrten mit sich bringt zu schätzen. Intensive Gespräche, Zeit den vor den Fenstern ablaufenden „Russlandfilm“ zu sehen, zu lesen, Tagträume, loszulassen – Slow Travel eben!
Nur noch wenige Stunden bis Novosibirsk – alle freuen sich darauf, dass dort unser Fachreferent Kurt Schad  bereits auf uns wartet.
Übrigens: ab Buchs haben wir bereits 5998 km per Bahn zurückgelegt.

Irkutsk, 26.7.2013
Sibirischer Sommer mit ca. 30° C und KEINE Mücken (noch?)! Eine interessante Rundfahrt und dann (für mich) der Höhepunkte der bisherigen Reise. Mittagessen in der liebevoll gestalteten Datscha einer sibirischen Familie. Es gibt wunderbare Hausmannskost aus dem eigenen Garten, eine sommerliche Krautsuppe, Irkutsker Frikadellen, selbstgemachte Windbeutel mit Johannisbeer-Jus… Köstlich! Nach einem (sehr kurzen) Aufenthalt im noblen 4-Sterne-Hotel geht es schon weiter zum Dekabristen Museum: eine interessante Führung erläutert diese sozial-revolutionäre Bewegung aus dem frühen Jahren des 19. Jh. All das wird vervollständigt mit einem wunderbaren Konzert und einem Glas Champanskoje.Wir freuen uns auf morgen – der Baikalsee erwartet uns.

Baikalsee, 27.7.2013
Von Irkutsk zum Baikalsee. Nach einem entspannten Besuch im Freiluftmuseum erreichen wir den grössten See Russlands, das grösste Süsswasserreservoir der Welt. Bei einem Bummel über den Markt sehen wir uns einem riesigen Angebot lokaler Waren gegenüber: Schnitzarbeiten, kleine Flöten, zahlreiche Halbedelsteine der Region – jeder findet ein Souvenir für die Lieben zuhause. Bei geräuchertem Omul (grossartiger Fisch, der nur im Baikalsee vorkommt), Fladenbrot, Tee oder Bier stillen wir unseren Hunger. Ein Ausflugsschiff bringt uns in einer knappen Stunde nach Port Baikal. Wir geniessen den wunderbaren Sonnentag an Bord. Angekommen: eine kleine Überraschung, unser Sonderzug verspätet sich, die Geleise sind nach heftigem Regen und Steinschlag teilweise blockiert …
Wir improvisieren eine Bahnhofs-Vorplatz-Party: Kekse, Cola, Wasser – stimmt, Wodka gab es auch. Nikolai unser Musikant spielt auf, die Stimmung ist grossartig. Alle sind zufrieden, als es mit 2 Stunden Verspätung weitergeht. Vor uns liegt die landschaftlich spektakulärste Strecke am Baikalsee. Brücken, Tunnels, herrliche Aussichten – die Zeit vergeht im Flug bis zu unserer Badepause. Ein gutes Dutzend unserer Schweizer Reisegruppe wagen den Sprung ins nur 12° C kalte Wasser – Brrrrrr! Anschliessend gibt es ein fulminantes Picknick, Musik, gute Laune – alle bedauern, dass gegen 23 h der Zug weiterfahren muss. Ein wahrhaft erlebnisreicher Tag! Morgen erreichen wir Ulan Ude, übermorgen sind wir bereits in der Mongolei – Kindheitsträume werden wahr!