01. November 2013 von Daniel C. Hänni
GORILLAS UND SCHIMPANSEN
Nach einem allgemeinen ersten Bericht über Uganda schenken wir in diesem Bericht jedoch den dortigen Vorkommen hochbedrohter Tierarten sowie ihrer Bedeutung für Natur und Mensch – denn eine Begegnung mit Gorillas und Schimpansen gehört zweifelsohne zu den eindrücklichsten Natur- und Tiererlebnissen, die unser Planet zu bieten hat. Doch seine Wälder schwinden dahin und werden weiterhin zerstört. So sind die bedrohten Bestände der Menschenaffen in Uganda nicht nur eine Attraktion für Besucher, sondern ein wertvolles Element des Ökosystems, dessen Fortbestand und Schutz das Hauptanliegen des Jane Goodall Instituts Schweiz (JGI) darstellt. Zu diesem Zweck werden Projekte in den Bereichen Forschung, Naturschutz und Entwicklung geleitet und unterstützt.
Im Gegensatz zu den Berggorillas leben die meisten Schimpansen in Uganda nicht in Nationalparks. Rund 75% der 5000 Tiere überleben in mehr oder weniger fragmentierten sowie in den beiden grösseren Wäldern Bugoma und Budongo. Hier hat das JGI in den letzten Jahren damit begonnen, die Tiere zu zählen. Schon im Jahr 2000 gab es eine nationale Bestandsaufnahme der Schimpansen in Uganda. Um sicherzugehen, ob Naturschutzaktivitäten auch Wirkung zeigen, ist es notwendig, die Schimpansenpopulation etwa alle fünf Jahre zu erfassen. Die Arbeit des JGI beschränkt sich aber nicht nur auf die Populationszählungen, sondern wir versuchen durch konkrete Projekte, die Gesamtpopulation anzuheben. So durch die Schaffung eines Schimpansenkorridors, also eine bewaldete Verbindung zwischen Wäldern, die ursprünglich noch durch einen Flusslauf miteinander verbunden waren, nun aber aufgrund von Abholzung zum grössten Teil verschwunden ist. Ein erster Versuch soll zwei Populationen von Schimpansen miteinander verbinden: etwa 50 Tiere im kleineren Wambabya-Wald mit den 500 Tieren des noch knapp 400 km2 grossen Bugoma-Waldes. Diese zwei Gebiete sind dreieinhalb Kilometer auseinander. Doch ein kleiner Fluss, der Kanywabarogo, verbindet sie und zusammen mit der Bevölkerung wird rundherum erfolgreich aufgeforstet: Bisher konnten wir über 45‘000 Bäume pflanzen. Doch es wird noch einige Jahre dauern, bis dieser Korridor auch wirklich von den Schimpansen genutzt werden kann.
Neben der Grössenanalyse von Schimpansenpopulationen befasst sich ein weiteres Forschungsprojekt des JGI damit, den Stresslevel verschiedener Schimpansengruppen zu messen. So erhalten wir Aufschluss darüber, ob eine starke Frequentierung der Wälder durch den Menschen negative Auswirkungen auf die Tiere hat und welche Effekte auch die neue Art von Naturtourismus auf die Schimpansen hat. Das Analysieren von Haaren – eine Methode, die wir zum ersten Mal bei Menschenaffen anwenden – verrät uns die Höhe sowie Schwanken ihres Stresslevels, über eine Periode von Wochen und sogar Monaten. Haarproben finden wir in Schlafnestern der Schipmansen, die sie jeden Abend in den Bäumen bauen. Dies in verschiedenen Wäldern: solche, die stark durch menschlichen Einfluss belastet sind, anderswo, wo kaum je ein Mensch hin kommt, aber auch dort, wo die Tiere an den Menschen gewöhnt sind – und wir sie mit Touristen auch besuchen können.
Ein weiteres Anliegen des JGI Schweiz ist das essenzielle Thema Bildung. Ein Bildungszentrum wurde im oben erwähnten Gebiet des geplanten Schimpansenkorridors aufgebaut. Hier vermitteln wir, wie wichtig der Wald und die Artenvielfalt in diesem Gebiet sind. Letztere kann nur erhalten werden, wenn die einheimische Bevölkerung in unsere Bemühungen miteinbezogen wird. Deshalb vertreten wir einen ganzheitlichen Ansatz, denn die Menschen müssen eine Verbesserung ihrer Lebensqualität mit der Schaffung von Lebensraum für Schimpansen in Verbindung bringen können. Kindern von verschiedenen Schulen werden zum Beispiel wichtige Themen wie Umweltschutz näher gebracht, da dieser – oder auch Probleme wie der HIV-Virus und Hygieneaspekte – nicht Bestandteil des nationalen Schulunterrichts sind. Noch immer sterben viele Kinder aufgrund schlechter sanitärer Bedingungen, oder weil Aids oft mit sogenannter „Voodoo“-Medizin behandelt wird.
In diesem Bildungszentrum haben wir ebenfalls ein Programm für Eltern entwickelt, um auch deren Verständnis für die Umwelt zu verbessern. Hier erfahren Bauern unter anderem, wie sie Baumsetzlinge in ihren Gärten ziehen und anpflanzen können und lernen bessere Anbaumethoden kennen. Eine Steigerung des Ernteertrags kann ihnen zu einer verbesserten Lebensqualität verhelfen, was schlussendlich auch ihren Kindern zugutekommt. Viele Eltern können in diesem ländlichen Gebiet die Kinder nicht zur Schule schicken, müssen sie beziehungsweise nach wenigen Jahren aus dem Unterricht nehmen, da sie sich die Kosten für Schreibmaterial auf Dauer nicht leisten können. So sollen die Erwachsenen in Zukunft nachhaltigere Entscheidungen treffen können. Denn nur wenn die Menschen die Zusammenhänge zwischen Regen, Wasser, Wald und ihrem eigenen Ernteerfolg verstehen und erkennen, kann eine Unterstützung aus der breiten Bevölkerung generiert werden.
Um selbst ein Bild vom Werk des JGI in Uganda zu bekommen und den beeindruckenden Menschenaffen respektvoll gegenüber zu treten: die cotravel ANANEA Reisen nach Uganda.