Erlebnisberichte

UNTERWEGS: Kenia – Out of Africa IV

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18. März 2013

GOODBYE KENIA… DIE LETZTEN TAGE WEIT WEG VON DER KÄLTE

„Zmorge“ im Bush. Die einen gelangen zu Fuss und per Kamel zum lauschigen Plätzchen, die anderen fahren im 4×4. Die Abenteurer der Gruppe klettern sogleich auf die Sitze auf dem Dach der Fahrzeuge – auf Augenhöhe mit den Giraffen und den Dornen der Bäume. Doch alle kommen unbeschadet an und geniessen die Stärkung in der Wildnis.

Das „Bushomelette“ – Eier, Tomaten und Speck – wird in den nächsten Tagen zum Lieblings-Frühstück in der Lodge. Doch nichts nährt so gut wie frische Kamelmilch. Wir sehen beim Melken zu und (fast) alle probieren einen Schluck, einige genehmigen sich sogar einen ganzen Becher. Die Stärkung können wir gut gebrauchen. Lange, eindrückliche und heisse zwei Tage stehen uns bevor und nie war die Vorfreude grösser …

Am nächsten Tag treffen wir wieder auf Christian Strebel mit seiner Cessna. Seine Maschine hat uns schon in kurzweiligen 50 Minuten von Nairobi in die Massai Mara gebracht. Dieses Mal sehen wir dem Lufttaxi beim Landen zu. Routiniert landet das Kleinflugzeug auf dem Airstrip der Ol Malo Lodge, zieht eine orange Staubwolke hinter sich her und kommt nach einer eleganten Schleife vor uns zum Stehen. Unser Schweizer Bushpilot Christian steigt aus und begrüsst uns herzlich, packt seine Landkarten aus und erklärt uns die Flugroute. Er bringt uns zum Ende der Welt, oder eher zum Anfang. Beim Turkana See liegt für viele Forscher die Wiege der Menschheit. Was uns erwartet? Ein Flug über eine unwirkliche Landschaft – eine Komposition der schönsten Farben der Erde: Helles türkisfarbenes Gewässer inmitten des dunkelgrünen Turkanasees, sandfarbene Krater, die sich aus der ockerfarbenen Erde erheben und pinke Flamingos, die im Schwarm über das Wasser ziehen, als wären sie eins. Rot, grün, gelb – eine Landschaft wie in grosszügigen Pinselstrichen gemalt.

Haben wir uns in den letzten Tagen wie in einem Film gefühlt, befinden wir uns nun im Roman eines abgedrehten Autors. Das Thermometer steigt auf unangenehme 42°C, die Landschaft ist trocken und karg. Die Zivilisation ist weit entfernt. Hier leben Menschen. Wie nur? Das ist die Frage, die wir uns immer wieder stellen.

Auf dem Weg zu unserer Unterkunft fahren wir auf Sand, mitten auf dem Weg steht einsam der schwarze 4×4 des Lodge-Besitzers. Schon lange ist er da. Wir werden ihn noch einige Male umfahren und bis zum Schluss nicht herausfinden ob er einfach nur festgefahren ist oder einen Motorschaden hat. Unsere Hütten schauen auf das Meer … so scheint es zumindest. Die Bomas sind am sandigen Ufer des Turkana gebaut, der See so gross, dass man seine Endlichkeit kaum ausmachen kann. Die Wellen rau, obwohl es so wenig windet wie nur selten, wie uns Christian mitteilt. Und so schwitzen wir, stürzen uns ins warme Wasser des Sees und schwitzen wieder, bevor wir uns aufmachen, ein Dorf des lokalen Stammes, der Turkanas, zu besuchen. Dort angekommen, versammelt sich gleich eine Traube Menschen um uns. Nicht viele Touristen verirren sich hier her. Kichernde Kinder schleichen sich Schritt für Schritt näher an uns heran. Die Mutigen posieren vor der Kamera und stürzen sich dann begeistert vor das Display, um ihr Portrait zu begutachten. Es wird viel gelacht und wir ernten einige spöttische Blicke als wir uns an der Wasserpumpe versuchen und stolz ein, zwei Liter Wasser in die Plastikbehälter befördern. Fast alle dieser stolzen schönen Leute, die wir heute getroffen haben sind auf Hilfs-Nahrung angewiesen – abhängig von Caritas, vom Roten Kreuz von Malteser.