10. April 2014 von Kurt Schaad
GAUCHOS, PIRANHAS, KAIMANE UND EIN TOSENDER WASSERFALL
Nach dem Erleben einer Milonga, einer der typischen Tangoveranstaltungen Argentiniens, verlässt die cotravel Reisegruppe den Nabel der Welt (so sehen es die Einheimischen) oder zumindest den Nabel Argentiniens – Buenos Aires, diese vibrierende Stadt mit einer Ausstrahlung, die einen unweigerlich gefangen nimmt und nie mehr los lässt.
1000 Kilometer weiter nördlich sind Buenos Aires und Tango gefühlte Lichtjahre entfernt. Und trotzdem sind wir an einem Ort, der argentinischer nicht sein könnte. Bei Menschen, die zur Symbolfigur des Landes geworden sind: den Gauchos.
Marco empfängt uns auf seiner Estancia, wo er Rinderzucht betreibt. Gerade wird ein Lastwagen mit Jungrindern beladen. Das Lasso kommt gekonnt zum Einsatz. Staub und Schweiss vermischen sich. Virtuos bewegen sich die Gauchos auf ihren Pferden. Einige von ihnen stehen tatsächlich barfuss in den Steigbügeln.
Die Lage von Marcos Estancia ist einmalig. Sie liegt am Rand des Esteros del Ibera, einem riesigen Feuchtgebiet. Seit die Jagd verboten ist, hat sich die Gegend zu einem Naturparadies entwickelt, das noch weitgehend unbekannt ist. Wir sind die einzigen Menschen, die hier mit einem Boot zwischen all den Wasserschweinen, Sumpfhirschen und Reihern unterwegs sind.
Marco hat die Angel ausgeworfen. Keine 10 Sekunden später zappelt ein Piranha am Haken. Die Zähne sind tatsächlich messerscharf. Nur sind sie gleich nutzlos. Ein Kaiman ist neben unserem Boot aufgetaucht. Kurz darauf hat das Reptil, mit gütiger Unterstützung von Marco, den Fisch verschlungen.
Aug in Aug mit einem kleinen Krokodil, umgeben von Wasser, Seerosen und schwimmenden Inseln lösen sich langsam die verkrampften Zehen und wir geniessen das Privileg, diese aussergewöhnliche Welt nur für uns zu haben.
Eine Tagreise weiter nördlich ist von diesem Privileg nichts mehr zu spüren. Mit Massen anderer Touristen müssen wir ein grossartiges Naturschauspiel teilen, das sich uns an der Grenze zu Brasilien bietet: die Iguazu-Fälle. Sie sind ein Must, das man gesehen haben muss. Die riesigen Wassermassen, die der Teufel unaufhörlich verschlingt. Garganta del Diablo heisst die eindrücklichste Stelle, wo sich das bislang träge fliessende Nass in tosende Gischt verwandelt und die Augen mit in die Tiefe reisst.