Erlebnisberichte

BERICHT: Zypern Silvester 2017-18 Teil II

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18. März 2018 von Verena Biedermann

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Am Neujahrsmorgen wurden wir vom türkischen Guide Sabri Abit in einwandfreiem Deutsch begrüsst. Er wusste uns sehr viel über Geschichte, Land und Leute, Gepflogenheiten, Traditionen und das tägliche Leben in Nordzypern zu erzählen. Besonders gestaunt haben wir über seine Offenheit zu heiklen politischen oder religiösen Themen.

Wir alle genossen die Führung durch die gotische Klosterabtei Bellapais, der Abtei des Friedens. Der Besuch im bloss 800-Seelen-Dorf Büyükkonuk war ebenso einen Ausflug wert. Das Dorf ist vor allem aufgrund seiner ökologischen Ausrichtung bekannt – so gibt es z.B. im lokalen Mini-Markt keine Plastiksäcke. Vor rund zehn Jahren hat ein kanadisch-türkisch-zypriotisches Ehepaar mit internationaler Unterstützung ein Öko-Projekt ins Leben gerufen. Ihr Ziel dabei war und ist es noch immer, lokales Gemüse und Früchte auf schonende Weise durch Frauen vor Ort zu Hause herstellen zu lassen und direkt an den Endverbraucher zu verkaufen. Der Verkaufserlös ist ein willkommener «Batzen» für die Frauen und bedeutet ein Stück Unabhängigkeit.

Bei den beiden umtriebigen Initianten konnte jeder sein eigenes Brot im Holzofen draussen backen. Das unkomplizierte, jedoch äusserst schmackhafte Mittagessen mit verschiedenen Halloumi-Käsen, frischem Gemüse vom Garten, in Weintraubenblätter eingewickelten Reisrollen, unserem selbstgebackenen Brot, Kuchen, Saft von eigenen Früchten und Kaffee genossen wir am ersten Tag im neuen Jahr. Im Gegenzug durften wir das Ehepaar mit Schweizer Schoggistängeli verwöhnen.

Für den Abend hatte Michael Wrase den Politologen Michael Theodoulou eingeladen. Zu der spannenden Diskussionsrunde gesellte sich spontan auch ein türkischer Gast sowie natürlich unser Guide Sabri. Dieses Wechselspiel von Fragen und Antworten gab uns einen weiteren und vertieften Einblick in die Geschichte aller Zyprioten und die aktuellen Geschehnisse.

GÜZELYURT

Durch das bedeutendste Zitrusfrüchte-Anbaugebiet Zyperns fahren wir nach Güzelyurt. Einen Zwischenhalt machen wir bei einem Kleinbauern und lernen mehr über den Anbau von Orangen und Mandarinen auf seinen 8 ha sowie über den schwierigen Vertrieb dieser Früchte. Obwohl Zypern zur EU gehört, dürfen die türkischstämmigen Zyprioten ihre Produkte nicht in den EU-Raum liefern. Dies anscheinend, weil die Früchte durch Menschen türkischer Nationalität gepflückt wurden, die nicht EU-Angehörige sind. Das soll mal einer verstehen… Die Früchte frisch vom Baum, der frisch gepresste Saft, der selbst produzierte Honig laden zum Naschen und natürlich Kaufen ein.

In Güzelyurt, schöne Heimat, angekommen, besuchen wir das eindrückliche Kloster Agios Mamas mit dem Grabmal des heiligen Mamas, ein legendärer Märtyrer. Es ist jedoch umstritten, ob sich das Grabmal – respektive der Kopf des Märtyrers – wirklich dort oder in der Kathedrale von Langres in Frankreich befindet. Nach der Besetzung von Güzelyurt durch die Türken 1974 mussten rund 9’000 griechische Zyprioten das Dorf verlassen. Im Annan-Plan von 2004 war vorgesehen, dieses Dorf wiederum den Griechen zuzusprechen, was wegen des Scheiterns des Planes nicht geschah.

Auf der Rückfahrt passierten wir das Dorf Korucam. Auf den ersten Blick unterscheidet es sich nicht von anderen Dörfern in Nordzypern. Jedoch hat es eine Besonderheit: Hier leben auch heute noch ausschliesslich Maroniten. Maroniten sind katholische Christen syrisch-aramäischen Ursprungs und von der römisch-katholischen Kirche in Rom anerkannt. Durch kluges Taktieren konnten sie sich bisher sehr erfolgreich gegen die orthodoxen und muslimischen Traditionen behaupten. So läuten seit Jahrhunderten im Dorf der Maroniten die Kirchenglocken zweimal am Tag, obwohl dies im muslimisch geprägten Norden eigentlich verboten ist.

Über die Westausläufer des Pentadaktylos-Gebirges fahren wir über Serpentinen an menschenleeren Sandstränden und verträumten Dörfchen vorbei zurück. Der Tag ist aber noch nicht vorbei – jetzt geht’s auf in die Küche, wo wir kulinarische Köstlichkeiten vorbereiten und natürlich auch gleich testen dürfen.

Am letzten Abend auf der seit 1974 de facto geteilten Insel kamen wir nochmals in den Genuss eines spannenden Referates von Michael Wrase, eines guten Nachtessens und köstlichen zypriotischen Weines. Bevor es wiederum ans flugtaugliche Packen ging, durften wir Michael Wrase nochmals für seine täglichen sehr fundierten, informativen und interessanten Ausführungen und Referate danken. Es war immer ein Hochgenuss, ihm zuzuhören und Neues zu erfahren, auch wenn die Tage manchmal lang und anstrengend waren. Danke Michael für diese Bereicherung!

CHOIROKOITIA – ZÜRICH

Im malerischen Dorf Choirokoitia gab es einen Zwischenhalt bei Petros Nikolaou. In seinem idyllischen Garten zeigte uns der Selfmade-Man die traditionelle Halloumi-Produktion und seine Korbflechtkünste. Den Abschluss genossen wir bei einem tollen Imbiss natürlich mit Halloumi, Brot, eingelegten Oliven und Kuchen – alles aus Petros Küche und selbst gemacht. Ein handgeflochtenes Körbchen oder ein Untersetzer durfte natürlich als Erinnerung nicht fehlen. Voller neuer Eindrücke, zahlreichen Erlebnissen, guten Gesprächen und gemütlichem Beisammensein traten wir die Heimreise an.

 

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