28. Januar 2019 von Felix Blumer
EIN HOCH AUF DAS HOCH
Im Juni verbrachten 13 Tages-Anzeiger- und Berner Zeitungs-Leser 10 Tage auf den Azoren bei viel Sonnenschein, kaum einem Regentropfen und wunderbarer Sommerwärme. Nach dieser Reise ist die Gefahr wohl gross, dass die meisten Gäste das Azorenhoch falsch verstanden haben. Selbst im Sommer ist es auf den Azoren nicht immer sonnig und Regen gehört auch dazu!
Vom 13. bis 22. Juni besucht eine cotravel-Reisegruppe die drei Azoreninseln Pico, Faial und Sao Miguel. Am Mittwoch, 13. Juni geht es schon früh morgens nach Lissabon. Weil der Anschlussflug aber erst am Nachmittag erfolgt, haben wir noch Zeit für eine Stadtführung in Portugals vitaler Hauptstadt. Bei strahlendem Sonnenschein besichtigten wir die Wahrzeichen Lissabons so den Torre de Belém aus dem frühen 16. Jahrhundert oder das Hieronymus-Kloster. Beide gehören seit 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Daneben werfen wir aber auch einen Blick auf das moderne Lissabon. Am Nachmittag geht es mit dem Flugzeug immer direkt nach Westen. Nach gut zwei Stunden Flugzeit erreichen wir die Azoreninsel Pico mit dem gleichnamigen Vulkan. Dieser hüllt sich zunächst noch in vornehmes, majestätisches Nebelgrau.
Baleia, Baleia
Der zweite Tag beginnt mit einer leichten Wanderung durch die lokalen Weinberge, die seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Selbstverständlich darf eine kleine Degustation nicht fehlen. Das einheitliche Urteil der Gruppe: Der lokale Weisswein ist deutlich besser als der Rotwein. Nach einem ausgiebigen Mittagessen geht es am Nachmittag vom Hafenstädtchen Lajes auf das Meer hinaus. Whale Watching ist angesagt, und die Veranstalter geben eine 95prozentige Sichtungsgarantie. Es dauert nicht lange und schon ist das Versprechen auch eingelöst. Es tauchen Pottwale auf. Besonders schön kann die Schwanzflosse fotografiert werden, wenn die Wale in die Tiefe abtauchen. Auf unserer dreistündigen Tour sehen wir aber nicht nur zahlreiche Pottwale, auch Finnwale geben sich die Ehre. Diese sind allerdings nicht ganz so fotogen, aber mindestens so eindrücklich. Auf der Rückfahrt ins Hotel geht die Fahrt an der Flanke des Vulkans Pico vorbei, und wir haben dabei das Glück, den Berg zwischen den Wolken in ganzer Schönheit zu sehen.
Der Berg ruft
Am dritten Tag unserer Azorenreise steht für geübte Wanderer die Besteigung des Picos auf dem Programm. Mit dem Auto geht es zuerst auf eine Höhe von 1200 Metern über Meer. Von dort startet die ganztägige Wanderung auf den 2351 Meter hohen Pico. Die Höhendifferenz ist für uns Schweizer weniger die Herausforderung als das mühsame Gehen auf dem Vulkangestein. Weg gibt es keinen, es ist ein Hochsteigen auf zerklüftetem Lavagestein. Nach vier Stunden erreichen wir die Caldera des Kraters. Die letzten 50 Meter auf den kleinen Picino ersparen wir uns. Klettern im steilen Gelände ist nicht unser Ding. Viel anstrengender ist so oder so der Abstieg, für den wir deutlich länger brauchen als für den Aufstieg. Nicht nur, dass der Weg zwischen den Steinen rutschig ist, es brennt nun auch die Sonne genau auf die Bergflanke. Wanderstöcke sind auf jeden Fall auf dieser Wanderung unerlässlich. Nach knapp 10 Stunden erreichen wir wieder, ziemlich geschlaucht, den Ausgangspunkt.
Mit der Fähre geht es weiter
Von Ausspannen keine Rede. Schon um 8 Uhr fahren wir mit der Fähre von der Insel Pico zur benachbarten Insel Faial. Bei strahlendem Wetter geniessen wir die rund halbstündige Überfahrt nach Horta, dem Hauptort auf Faial. Zu Fuss erkunden wir danach die malerische Kleinstadt mit ihrer wechselvollen Geschichte. Wir werfen einen Blick ins berühmte Peter Café Sport, dort wo der Augenabstand der gefangenen Fische von Minute zu Minute grösser wird. Unmittelbar in der Nachbarschaft liegen die bunten Malereien der Segler, die so auf eine gute Stimmung der Wettergötter hoffen. Am Nachmittag erkunden wir das Städtchen auf eigene Faust.
Ein neuer Vulkan
Der fünfte Reisetag steht unter dem Titel Vulkane. Mit dem Car geht es zuerst von Horta auf die höchste Erhebung der Insel, den 1043 Meter hohen Gabeço Gordo. Dort besichtigen wir die Caldera und geniessen den Blick über die grüne, sanft geschwungene Insel. Mit dem Car erreichen wir den nächsten Aussichtspunkt. Von dort geht es zu Fuss weiter über die Vulkaninsel. Obwohl sie sehr lieblich wirkt, geht der Weg zeitweise steil bergauf und bergab. Auch hier sind Wanderstöcke von Vorteil. Am Ende der Wanderung wird der Blick frei, auf den Capelinhos. Der Capelinhos entstand erst in den Jahren 1957 und 1958. Rein optisch ist schon der Unterschied zwischen dem neuen Vulkan und der alten Insel zu erkennen: der Vulkan ist schwarz, die übrige Insel satt grün.
Zum Schluss auf die Hauptinsel
Tag 6 beginnt mit dem Flug von Faial zur Hauptinsel Sao Miguel. Noch einmal können wir einen Blick auf Faial und auf die Nachbarinsel Pico mit ihrem majestätischen Vulkan werfen. Nach einer kurzen Zwischenlandung auf der Insel Texeira erreichen wir kurz vor Mittag Ponta Delgada, die grösste Stadt auf den Azoren. Nach dem Mittagessen statten wird dem meteorologischen Institut einen Besuch ab. Der Abend steht zur freien Verfügung und weil unser Hotel mitten in der Altstadt liegt, haben wir kein Problem, ein gutes Restaurant zum Abendessen zu finden.
Die Delfinschau
Nochmals zieht es uns auf das Meer. Heute Morgen beobachten wir nochmals Wale, vor allem aber Delfine. Dutzende kleinere und grössere Delfine eskortieren unser kleines Schiff. Dank ihrer gewagten Sprünge sind sie auch ein beliebtes Fotosujet. Am Nachmittag haben wir nochmals die Gelegenheit Ponta Delgada selbstständig kennenzulernen.
Erholsame Wanderung
Mit dem Bus geht es heute nach Sete Cidades. Wir machen eine erholsame Wanderung dem Kraterrand entlang und schauen in die Caldera mit ihren Seen und den 7 Orten. Zum Schluss der Wanderung steigen wir zu den Seen hinunter. Nach einem ausgiebigen Mittagessen steht am Nachmittag der Besuch einer Ananaskultur auf dem Programm.
Ein Erdloch als Herd
Heute fahren wir mit dem Car von Ponta Delgada nach Osten. Ziel ist der Ort Furnas. Dort locken warme Quellen zum Bade. Zugegeben, die golden-braune Farbe wirkt zunächst nicht sehr einladend, aber die Wassertemperatur ist äusserst angenehm, zumal gerade ein paar Regentropfen fallen. Nach einer rund einstündigen Wanderung um den Furnassee kommen wir an ein dampfendes Erdreich. Es „blubbert“ überall aus dem Boden, und es herrscht emsiges Treiben. Hier wurden am Morgen zahlreiche Kochtöpfe in Erdlöchern vergraben und nun, nach mehreren Stunden im warmen Erdreich, wieder herausgezogen. Auch unser Topf, Cozido genannt, findet den Weg an die Oberfläche, und so gibt es wenige Minuten später in der Stadt den berühmten Eintopf aus Furnas. Nach dem Essen besuchen wir die zahlreichen Geysire am Stadtrand und fahren dann weiter zu einer Teeplantage. Mit einem Blick vom Lagoa do Fogo über die Insel Sao Miguel nähert sich die Reise ihrem Ende.
Zurück in die Schweiz
Am letzten Tag unserer Azorenreise haben wir noch die Gelegenheit, uns am Markt in Ponta Delgada einzudecken. Kurz vor Mittag treten wir die lange Heimreise an. Zunächst geht es wieder in die portugiesische Hauptstadt Lissabon und vor dort weiter in die Schweiz. Was bleibt ist die Erinnerung an eine faszinierende Reise mit spektakulären Vulkanen, zutraulichen Fischen und tollem Essen.