Erlebnisberichte

BERICHT: Albanien-Reise Mai 2015

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03. Juli 2015 von

Albanien – EIN LAND IM AUFBRUCH

„Was, nach Albanien gehst du? Was gibt es denn dort zu sehen?“ Solche – meist skeptischen – Fragen bekamen wir oft zu hören vor der Abreise in das Land, welches die cotravel Ausschreibung „Das letzte Geheimnis Europas“ nannte.

Doch eigentlich ist es kein Wunder, dass Albanien, das während der über 40-jährigen Diktatur von Enver Hoxha völlig abgeschottet war und sich erst in den letzten 20 Jahren wieder Touristen öffnete, noch heute ein weisser Fleck auf der Karte europäischer Reisedestinationen ist. So waren wir alle selbst gespannt, was für ein Land wir auf unserer zehntägigen Reise antreffen würden.

Eines ist sicher: Noch nie haben wir so viele Tankstellen und „Lavazh“ – Autowaschanlagen – gesehen. Das Auto hat einen sehr hohen Stellenwert in Albanien und das höchste aller Gefühle ist ein Mercedes. Die Mercedes-Dichte ist denn auch erstaunlich, vor allem wenn man bedenkt, dass der Durchschnittslohn um die 300 Euro beträgt und die Arbeitslosenrate bald 30% erreicht.

NATIONALHELD SKANDERBEG

Chice Autos sind wichtige Statussymbole. In erster Linie aber lieben die Albaner ihre Heimat. Schon am ersten Nachmittag lernen wir den grossen Nationalhelden kennen. Gjergj Kastrioti – allgemein als Skanderbeg bekannt – hatte im 15. Jahrhundert sein Land in mancher Schlacht gegen die vorrückenden Osmanen verteidigt. Auf der Burg von Kruja – dem Stammhaus der Kastrioti-Familie – wird im Skanderbeg-Museum die glorreiche Geschichte des Helden nacherzählt.

Skanderbegs Fahne – der doppelköpfige Adler auf blutrotem Grund – weht auf Dächern im ganzen Land und natürlich auch von den trutzigen Festungen, die fast über jeder alten Stadt aufragen. Besonders schön lässt es sich in Berat und Gjirokaster – beide unter Unesco-Schutz – von der Burg auf die Altstadt hinunterblicken. Und auch wenn sie oft recht steil sind, lohnt es sich, einen Entdeckungsstreifzug durch die schmalen Gässchen zu machen.

Doch nicht nur mittelalterlicher Geschichte begegnet man in Albanien. Im Süden des Landes, nicht weit von der griechischen Grenze und dem Ionischen Meer, liegt die antike Ausgrabungsstätte Butrint, auch sie Weltkulturerbe. Die Hauptstadt Tirana hingegen präsentiert sich zukunftsgerichtet. Nebst Quartieren mit bröckelnden Plattenbauten wachsen zahlreiche hochmoderne Bürogebäude in die Höhe. Auf den Aussichtsberg Dajti führt seit ein paar Jahren sogar eine Seilbahn mit Gondeln aus der Schweiz.

ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE

Im Mai zeigt sich die albanische Landschaft in allen Grün-Schattierungen. Wir fahren an Feldern vorbei, auf denen die Bauern ihr Gemüse und Getreide zumeist in Handarbeit anbauen. Statt Traktoren kommen oft noch Esel zum Einsatz. Die Küstenstrasse der „Albanischen Riviera“ säumen zahlreiche Oliven- und Zitrusplantagen. Viele davon werden nicht mehr bewirtschaftet, weil die Besitzer in den 90er-Jahren auswanderten, in der Hoffnung, im europäischen Norden ein besseres Leben zu finden. Von da kommt wohl oft auch das Geld für den Hausbau. Überall stehen Gebäude im Rohbau, die auf die nächste Bauphase warten… Albanien, ein Land im Aufbau, im wahrsten Sinne des Wortes.

Und noch etwas anderes begleitet uns fast auf Schritt und Tritt: die runden Bunker und Bünkerchen, 750’000 (!) an der Zahl, die Diktator Hoxha in paranoidem Verfolgungswahn in den 70er Jahren überall bauen liess. Mal original in ödgrauem Beton, mal fröhlich als rotweisser Fliegenpilz oder grasgrüne Schildkröte bemalt, werden die Dinger wohl noch lange als typisch albanisches Ferienfoto-Sujet dienen und an die dunkle Zeit zurückerinnern, als wirklich noch kein Mensch nach Albanien reiste.

 

MEHR SEHEN, ANDERS ERLEBEN – ALBANIEN

Fotoalbum dieser Reise sowie von der cotravel Reko zuvor.
Nächste Albanien-Reise: September 2015.