Erlebnisberichte

ARTIKEL: Ararat

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01. Juli 2013 von Michael Wrase

DIE MUTTER ALLER BERGE HAT VIELE KINDER

»Die Mutter der Berge« ist eine Mutter, auf die viele Kinder, viele Ethnien Anspruch erheben, die den Ararat zu ihrem kulturellen Erbe zählen, ihn mit ihrem Mythos belegen: Türken, Kurden, Armenier, Iraner, Iraker und – in anderer Kategorie – Muslime und Christen. Die Kurden nennen ihn „unseren Berg Ararat“, den »Feuerberg«, wie es sich für einen Vulkan gehört, auch wenn er erloschen ist. Are Da – »Schmerzensberg« – heisst er für die Türken. Die Perser sagen Kûh-i Nuh, der »Berg des Noah«. Und die Armenier, die den Ararat in ihrem Wappen zeigen, nennen ihn Masis – »Mutter der Berge« – oder eben: Ararat. Und so heisst er auch im Rest der Welt.

Der Ararat ist Geschichte, die bis heute wirkt: Armenier leben seit Jahrtausenden in der Region. Der Ararat, im Mittelpunkt des historischen Siedlungsgebiets der Armenier, gehörte einst zum Osmanischen Reich, später zu Persien. 1827 erobert Russland diesen Teil des Transkaukasus, 1922 gelangt der Ararat durch den Friedensvertrag von Lausanne, in türkischen Besitz. Und zwar bis heute. Nur der so genannte kleine Ararat befindet sich auf dem Territorium der Republik Armenien, die 1991 – nach dem Zusammenbruch der UDSSR – aus der armenischen Sowjetrepublik hervorging. Was blieb, und das ist für die Armenier unglaublich schmerzlich, ist »Rest-Armenien« östlich des Ararat. Von ihrer Hauptstadt Eriwan aus sehen die Armenier im Westen Tag für Tag ihren so heiligen Berg und können ihn nie erreichen. Das tut weh.

Noahs Arche, liebe Mitreisende aus der schönen Schweiz, werden Sie auf den Ararat nicht finden. Das war auch Alexander dem Grossen, der nach Resten von Noahs Schiff gesucht hatte, nicht gelungen. Berichte über die angebliche Entdeckung der Arche sind jedoch zahlreich.

Die Arche soll im August des Jahres 1883 eine türkische Expedition gefunden, meldete damals die Chicago Tribune. Begeistert über den vermeintlichen Fund der Arche, wurde in Amerika eine Gesellschaft gegründet. Sie sollte eine Mammut-Expedition aussenden, um die Arche vom Ararat herunterzuholen und nach Amerika zu exportieren. Dort sollte das Gefährt auf der Internationalen Messe in Chicago ausgestellt werden. Die Amerikaner sahen indes nicht einmal einen Balken dieser Arche, weil die türkische Regierung einen Export des biblischen Schiffes kategorisch verweigerte.

Erst im ersten Weltkrieg geisterten dann wieder Berichte über die Arche Noah durch die Welt. Der russische Flugzeugführer Wladimir Roskowitzky wollte bei einem Aufklärungsflug in einem zugefrorenen See auf dem Ararat ein merkwürdiges Objekt gesichtet haben, das er als ein Schiffswrack von der Grösse eines Häuserblocks beschrieb. Nachdem andere russische Fliegeroffiziere den Gipfel des Berges ebenfalls umkreist hatten, meldeten sie die Entdeckung dem Zaren Nikolaus II. Berichte einer russischen Expedition, die später Im Auftrag des Zaren die Arche gefunden, fotografiert und vermessen haben soll, sind allerdings nach der russischen Revolution des Jahres 1917 nicht wieder aufgetaucht.

Einen berühmten Arche-Noah-Forscher, liebe Mitreisende, möchte ich Euch noch kurz vorstellen: Es ist James B. Irwin, der 1971 mit der Apollo 15 zum Mond geflogen war. Auf der Erde zurückgekehrt, wurde er Priester und Bibelforscher und mit sechs Ararat-Expeditionen der berühmteste Arche-Forscher der Neuzeit.

Irwin – das erzählen türkische Bergführer, die den Amerikaner begleitet hatten – habe gewusst, wo die Arche liegt. Nur habe er es nicht verraten wollen, das Geheimnis mit in sein Grab genommen. Irwin starb mit 1991 mit nur 61 Jahren. Natürlich wollen auch die türkischen Bergführer wissen, wo sich die Arche befindet, es aber niemanden verraten. Eines Tages, Insch Allah, wird sie wohl gefunden werden ….