07. August 2013 von Trudi Daeniker
„WEGWEISER“ – UND NOCH VIELES MEHR…
Die kurze Überfahrt mit der Fähre von Klaipeda auf die Kurische Nehrung entführt mich in eine völlig andere Welt. Die Strasse windet sich durch einen wilden Kiefernwald (z.T. Naturschutz), wo sogar abgebrannte Bäume ihre Daseinsberechtigung haben. Dies ist ein Eldorado für Kormorane und Kraniche, die hier ihre Nester bauen. Doch mich fasziniert besonders die alte Tradition der „Wegweiser“.
Auf einer hohen Stange mit einem Wimpel versehen, dreht sich das Schild. Im unteren Teil rechts ist das Wappen des Ortes zu sehen (es hat nur deren vier im litauischen Teil), rechts das Familienwappen. Nennen wir den Besitzer Herr Pinkis (ortsüblich). In der oberen Hälfte sind sorgfältig in Laubsägearbeit gestaltete und liebevoll bemalte Symbole: z.B. Schiff, Kirche, Haus, Hirsch. – Heisst: Zu Herrn Pinkis gelangt man vom Meer aus an der Kirche vorbei zu seinem Haus, weiter hinten ist der Wald. Doch damit nicht genug. Ein aufsteckbarer Stab verrät, wie viele Töchter (Halbringe) und wie viele Söhne (Dreiecke) Herr Pinkis hat. Ist er nicht verheiratet, erzählt der Stab seine Hobbies. Da hätte der Datenschutzbeauftragte aus der Schweiz viel zu tun!
