Erlebnisberichte

BERICHT: Mongolei 2015 mit Peter Achten

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21. August 2015 von und Fay Moning

MONGOLISCHE WÄNDE ZÄHLT MAN ANDERS

Neben meiner Wohnung ist eine Baustelle, in meinem Hinterhof sind Maler, die ihre Farbeimer jeden Morgen unter grossem Getöse und Gequietsche in den fünften Stock ziehen und ach ja, im cotravel Büro decken sie das Dach neu. Es wir geflucht, geschraubt, gebohrt. Aber da ich weiss, dass ich im Juli als Reiseleitung in die Mongolei reise, ist das alles halb so schlimm, handelt es sich doch um einen der am dünnsten besiedelten Staaten der Welt. Es warten wunderschöne Landschaften, die Weite der Wüste Gobi und vor allem Stille und Abgeschiedenheit.

Die Zeit bis zur Abreise scheint nur so zu verfliegen und so landen die Teilnehmer der Tagblatt-Leserreise Anfang Juli in der Hauptstadt der Mongolei – müde aber froh, endlich angekommen zu sein. Ulan Bator scheint eine ganz normale, moderne Stadt zu sein, wäre da nicht eine Agglomeration aus Jurten, die an der Strasse vom Flughafen Richtung Stadt Spalier steht.

Die Gruppe wird mit einem gut gespickten Programm begrüsst, schliesslich wollen wir den Jetlag so schnell wie möglich überwinden und unsere Köpfe erst aufs Kissen drücken, wenn dies auch die Einheimischen tun. Beim Besuch des Erden Zuu Klosters begegnen wir einem Brautpaar, das sich hier seinen Segen für die Zukunft holt. Ganz in westlichem Weiss ist sie, die Braut. Die jungen Verwandten und Freunde haben sich in Anzug und Kleidchen gestürzt. Die ältere Generation erscheint in traditioneller, farbenfroher Kleidung. Ein schöner Kontrast.

DURCH DEN ABENDSTAU

Die Reiseleitung (also ich) schaut vermehrt auf die Uhr, schliesslich sollten wir bereits beim Swiss Cooperation Büro sein, während unser Bus mit dem Feierabendverkehr durch die Stadt tuckert. Wir sind etwas spät dran, werden dennoch freundlich begrüsst und erfahren bei einem Vortrag vom Generalkonsul Markus Waldvogel einiges über die Beziehungen und Hilfsprojekte zwischen der Schweiz und der Mongolei. Müde, aber voller neuer Eindrücke und gespannt auf das Kommende kehren wir in unser Hotel zurück.

In den nächsten Tagen reihen sich wunderschöne Naturkulissen und spannende Erlebnisse und Begegnungen mit den Einheimischen aneinander. Hier einige Eindrücke.

FAMILIENLEBEN IM ZELT

So zum Beispiel der Besuch bei einer Familie daheim in ihrer Jurte. Wir nehmen Platz und kriegen selbstgemachten Joghurt und Tee gereicht, dazu macht ein Teller mit getrocknetem Bjaslag Käse die Runde. Mal mehr mal weniger mutig wird alles probiert – nach der gegorenen Stutenmilch, die es gleich zu Anfang der Reise zu probieren gab, kann unsere Gruppe nicht mehr viel einschüchtern. Die Familie lebt von ihren Tieren, etwa 700 haben sie, davon ca. 100 Pferde. So genau wissen sie es aber nicht. Das kleinste Familienmitglied ist ein Jahr und einen Monat alt. Er hat ein bisschen Dreck auf den Backen aber ist dafür umso fröhlicher. Da er ohne Hosen herumtapst, kriegen wir den Mongolenfleck live zu Gesicht: Eine Art bläulich-grünes Mal auf dem Po, das alle einheimischen Babys haben und mit der Zeit verschwindet.

An der Decke der Jurte hängen Plaketten, gewonnen bei Pferderennen. Sie umrahmen einen riesigen Gutschein für 200‘000 Tugrik (umgerechnet rund CHF 100.-), den einer der Söhne bei einem Rennen im Februar erhalten hat. Der zweitälteste Sohn startet mit seinem Pferd in den nächsten Tagen beim Naadam Fest in Karakorum – eine Art Olympische Spiele und das Highlight im mongolischen Festkalender. Wir drücken ihm die Daumen und haben gleich selbst die Chance, unser Können im mongolischen Sattel unter Beweis zu stellen. Dieser ist aus Holz und sieht ziemlich unbequem aus, was aber keine grosse Rolle spielt, reiten die Mongolen doch meist im Stehen. Vier Teilnehmer wagen sich auch tatsächlich aufs Pferd, eines ist etwas störrisch, nach ein paar scharfen Ausrufen „tschu tschu“ bewegt es sich aber doch und unsere Reiter geben ein stolzes Fotomotiv ab.

WIESENFREUDEN

Wir haben einen sehr vorsichtigen und zuverlässigen Fahrer. Umso grösser ist das Staunen, als er plötzlich querfeldein einen Hügel hochfährt. Die Gäste halten sich an ihren Sitzen fest, denn es rumpelt und schüttelt ein bisschen. Angekommen auf der saftig grünen Erhebung, zwischen weidenden Pferden, packen wir unser Mittagessen aus und geniessen ein Picknick unter dem strahlend blauen Himmel. Inmitten der wunderschönen Landschaft lassen wir uns von der Sonne bräunen und geniessen im Anschluss ein Gläschen mongolischen Wodka.

GEHEIMNIS DES JURTENBAUS

Natürlich wollen wir während unserer Reise auch das Geheimnis der Jurtenherstellung lüften. Am Vortag des Naadam Fests sind die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten in vollem Gange. Wir stehen auf einem grossen Feld, um uns herum wuselt es. Mehrere Männer versuchen sich an der Aufstellung der Tribünen und Festzelte – meist Jurten. Unsere Guidin beschreibt den Ablauf und legt auch gleich selber Hand an.

Als sie die Einheitsgrössen beschreibt und von 4 oder 5 wändigen Jurten spricht, schauen allerdings alle etwas „ghüslet“ drein und das runde Zelt an. Wo sind denn da die Wände, fragt man sich. Aber in der Mongolei können Wände eben auch rund sein und schnell ist klar, dass es sich bei einer Wand um einen Teilabschnitt des hölzernen Grundgerüsts handelt. Je weniger Wände, also Einzelteile, eine Jurte hat, desto kleiner der Durchmesser. Achso.

NADAAM – THE PLACE TO BE

Das wirklich grosse Highlight wartet in der Mitte der Reise auf uns: Wir besuchen das Naadam Fest in Karakorum. Von unserer Tribüne haben wir einen guten Überblick über das Geschehen. Schwer zu sagen, was faszinierender ist, die Wettkämpfe im Ringen, Pferderennen, Bogenschiessen und Pferdepolo oder das gesellschaftliche Treiben auf dem Gelände.

Um uns herum haben sich alle fein gemacht. Traditionell bunt gekleidete Frauen laufen galant auf Stöckelschuhen über den staubigen Boden. Ein Reiter in leuchtendem Orange posiert stolz für die Fotografen. Die jungen Mädchen, die später eine Tanzvorführung geben, schminken sich gegenseitig die schönen Mandelaugen. Junge Burschen trippeln auf dem Rücken ihrer Pferde auf dem Festplatz umher.

PETER ACHTEN

Das Beisein unseres Asien-Kenners Peter Achten ist eine wahre Bereicherung. Die Gäste finden sich zu täglichen Vorträgen zusammen, heute sitzen sie in einem sonnendurchfluteten Pavillon und warten auf das Eintrudeln der Nachzügler. Die Stimmung ist gut, fröhliche Wortfetzten ziehen durch die Luft – erfreulicherweise hat sich bei dieser Mongolei Reise eine äusserst aufgestellte, interessierte und neugierige Gruppe zusammengefunden. Man könnte Bäume ausreissen zusammen, wenn’s denn welche hätte. Oder Pferde stehlen, aber das wird hier mit mindestens 2 Jahren Gefängnis bestraft, deshalb lassen wir dies lieber. Als Peter Achten seinen Vortrag beginnt, wird die Stimmung ruhig und konzentriert und er berichtet über die Ära Dschingis Khans und zeigt auf, warum dieser so erfolgreich mit seinem Eroberungskonzept war.

 

MEHR SEHEN, ANDERS ERLEBEN – MONGOLEI

Fotoalbum zur Reise.
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