ARTIKEL: Kolumbiens erfolgreichste Exporte

17. Februar 2015 von Ulrich Achermann

SALSA UND KAFFEE

Neulich hatte ich wieder einmal in Cali zu tun. Beim Schlendern durch die Stadt fällt einem sofort auf, wie viele Salsa-Schulen es gibt. 1’800 sollen es sein.

Auch die lebensfrohen Caleñnos müssen den Tanz erst einmal lernen. Auch wenn es ihnen etwas leichter fallen dürfte als einem ungelenkigen Reporter aus der Schweiz. Heute existiert rund um die Salsa-Rhythmen in Cali eine richtige Industrie. Aus Nordamerika kommen viele Gringos und Gringas, um Salsa tanzen zu lernen. Das schafft Beschäftigung und Einkommen.

Es gibt Profi-Tanztruppen, die überall auf der Welt auftreten. Und junge Talente, die weltbekannte Interpreten bei ihren Shows begleiten. „Diese Talente stammen überwiegend aus dem riesigen Armenviertel Agua blanca“, sagt Miguel Mondragon. Er ist dort als Sozialarbeiter tätig. Begabte junge Frauen und Männer haben als Salsatänzer den Aufstieg in die Mittelschicht geschafft. Auch hier gilt aber: Ohne Fleiss kein Preis. Die Tänzerpaare der Salsa-Truppen trainieren täglich sechs Stunden.

CAFÉ DE COLOMBIA

Salsa ist das eine, das Kolumbien ausmacht. Der Kaffee das andere. Das Land produziert den mildesten Arabica-Kaffee, die Edelsorte. Die Kaffee-Züchter arbeiten sich gerade aus einer Krise heraus. Klimawandel, zu feuchtes Wetter, überalterte Sträucher und Plagen haben die Ernte zeitweise um einen Drittel einbrechen lassen. Inzwischen sind neue, resistentere Kaffeesträucher entwickelt und gepflanzt. Es geht langsam wieder aufwärts, die Produktion erholt sich. Dahinter steht der Dachverband der Cafeteros. Die Kaffeezüchter-Vereinigung ist ein mächtiger, innovativer Unternehmerverband. Und er hat an der Erfolgsstory des Kaffees einen wesentlichen Anteil.

Die Kaffeehauskette „Juan Valdez“ expandiert rund um die Welt. Die Lokale sind nicht einfach ein Abklatsch der Marke Starbucks. Nein, zumindest die neusten „Juan Valdez“-Lokale sind in ihrer Innenarchitektur der typischen Kaffee-Finca im Bergland nachempfunden. Das Angebot ist enorm vielseitig, man kann zwischen kräftig und mild gerösteten Bohnen auswählen oder einem Terroir-Kaffee, auf dem der Name des Züchters und dessen Finca ausgewiesen ist.

Und was die Wenigsten wissen: Besitzer der Marke „Juan Valdez“ sind die Kaffeezüchter bzw. ihr Dachverband selbst. Es ist einer der seltenen Fälle, in dem die Produzenten des Agrarrohstoffs Kaffee auch im Verkauf des Produktes mitmischen. Also in jenem Segment, das den grössten Mehrwert schafft und wirtschaftlich damit am interessantesten ist.

Die Kaffeeproduktion ist seit jeher ein zyklisches Geschäft, in dem sich bessere und schlechtere Zeiten ablösen. Aber: Der Kaffee hat unter den überwiegend kleinbäuerlichen Produzenten etwas Wohlstand geschaffen. Und die intakte Sozialstruktur im Kaffeegebiet war und ist der beste Schutzwall: Die Gruppen, die dem Rechtsstaat den Kampf erklärten, hatten in der sogenannten „Kaffeeachse“ nie etwas auszurichten.

…Ich kann mich erinnern, wie ich einmal von Pereira aus mit dem Taxi drei Stunden lang in ein Kaffeedorf namens Palestina fuhr. Wir erreichten es zuletzt über eine kurvenreiche Bergstrasse, halb im Nebel liegend. Und ich hatte den Eindruck, einzutauchen in eine andere Zeit und in eine andere Welt. Niedrige, weissgekalkte Häuschen mit roten Ziegeldächern und blau gestrichenen Fensterläden. Rund herum die zerklüftete Kulisse der Berglandschaft, an deren Hängen der Kaffee gedeiht. Und auf dem Kopfsteinpflaster des Dorfplatzes das Hufgeklapper von Pferden, schwer beladen mit Kaffeesäcken. Wie im Film.

Auf unserer Panama & Kolumbien-Reise werden wir das Privileg haben, in die Welt der Cafeteros einzutauchen und den Männern mit breitrandigen Hüten und der Machete im Gurt einen Blick über die Schultern zu werfen.

MEHR SEHEN, ANDERS ERLEBEN – PANAMA & KOLUMBIEN

Panama & Kolumbien mit Ulrich Achermann im September/Oktober 2015.
Weitere Reisen mit Ulrich Achermann: Patagonien & Feuerland.
Die Online-Welt des Café de Colombia.